Der Marcel Benoist Preis ist der renommierteste Wissenschaftspreis der Schweiz. Seit 1920 zeichnet die Stiftung herausragende Forschung aus, die für das menschliche Leben von Bedeutung ist. In der bald hundertjährigen Geschichte haben bisher zehn Preisträger später den Nobelpreis erhalten. In diesem Jahr verlieh die Marcel Benoist Stiftung den Preis erstmals nach einem Rotationsprinzip. Die Ausschreibung 2018 richtete sich an Forschende in den Geistes- und Sozialwissenschaften.
Die Festansprache wurde von Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann gehalten. Als Stiftungspräsident freute ihn besonders, dass die Arbeiten von Professor Cederman für das menschliche Leben und die Gesellschaft von hoher Bedeutung sind: «Cedermans Arbeit hilft uns Konflikte besser zu verstehen. Und sie zeigt uns auf, auf welcher Basis ein dauerhafter Friede und ein friedliches Miteinander möglich sind».
Die Laudatio wurde von Professor Scott Gates vom Oslo Peace Research Institute und der Universität Oslo gehalten. Zudem hat Professor Matthias Egger, Präsident des Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), auf die Bedeutung der Geistes- und Sozialwissenschaften und auf den konkreten Nutzen der Grundlagenforschung für die Gesellschaft hingewiesen. Der SNF war dieses Jahr erstmals für die Auswahl der Preisträgerin oder des Preisträgers verantwortlich. Ein weiterer Höhepunkt stellte die Präsentation von Lars-Erik Cederman dar, welcher dem Publikum seine Forschung präsentierte und aufgezeigt hat, wie er den Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Konflikten erforscht.
Neue Theorien zu Ungleichheit und Konflikten
Zwischen ethnischen Minderheiten und der zentralen Staatsgewalt bestehen viele aktuelle Konflikte – auch in Europa. Der Konfliktforscher Lars-Erik Cederman konnte aufzeigen, dass regionale Autonomie für ethnische Minderheiten und ihr Einbezug in politische Entscheide für einen dauerhaften Frieden zentral sind. Ebenso wichtig sind eine ausgewogene Verteilung von Wohlstand und Grundversorgung. In den vergangenen Jahren hat Lars-Erik Cederman den Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Konflikten erforscht. Dazu hat er mit seiner Forschungsgruppe einen globalen Datensatz zu ethnischen Gruppen aufgestellt. Die Datensammlung ist für Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit zugänglich (siehe: https://icr.ethz.ch/data/).
Cederman wurde 1963 in Schweden geboren. Der schwedisch-schweizerische Doppelbürger studierte Technische Physik an der Universität in Uppsala und Internationale Beziehungen am Institut für Internationale Studien in Genf. 1994 promovierte er in Politikwissenschaft an der University of Michigan. Danach forschte und unterrichtete er am Institut für Internationale Studien in Genf, an der Universität Oxford, der University of California in Los Angeles und der Harvard University. Seit 2003 ist er Professor für Internationale Konfliktforschung an der ETH Zürich.