Fotos: Markus A. Jegerlehner (Preisverleihung) und Marianne Begré (Workshop)
Zum ersten Mal wurden die beiden Wissenschaftspreise Marcel Benoist und Latsis gemeinsam übergeben. Geehrt wurden Professor Rudolf Aebersold (ETH Zürich und Universität Zürich, Marcel Benoist Preisträger 2020), Professor Thomas Berger (Universität Bern, Marcel Benoist Preisträger 2021), Professorin Maryna Viazovska (EPFL, Latsis Preisträgerin 2020) und Professor Nicola Aceto (ETH Zürich, Latsis Preisträger 2021).
Mit ihrer Zusammenarbeit vereinen die beiden Stiftungen verschiedene Generationen von Forschenden. So wird der Marcel Benoist Preis an herausragende, bereits etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben, deren Forschung insbesondere für das menschliche Leben von Bedeutung ist. Der Latsis Preis würdigt die Arbeit von Forschenden im Alter bis 40 Jahren, deren Arbeit durch Eigenständigkeit und hohe Qualität überzeugt. Zum ersten Mal waren zudem auch jugendliche Forschende in die Festivitäten eingebunden.
Von der Forschung und deren Bedeutung für die Gesellschaft
In seiner Festansprache gratulierte Bundespräsident und Präsident der Marcel Benoist Stiftung Guy Parmelin der Preisträgerin und den Preisträgern. Er betonte die gute Zusammenarbeit der Stiftungen Marcel Benoist und Latsis. Diese verfolgen beide das Ziel, die Exzellenz des Schweizer Forschungsplatzes zu fördern. Gleichzeitig möchten die beiden Stiftungen auch einem breiten Publikum aufzeigen, dass Forschung für die gesamte Gesellschaft wichtig ist und ihr zugutekommt. Der gesellschaftliche Nutzen der Forschung war bereits für den Stifter Marcel Benoist zentral und ist auch ein wichtiges Anliegen der privaten Donatorinnen und Donatoren der Stiftungen. Der Bundespräsident sprach ihnen seinen Dank für ihre Zuwendungen an die Förderung der Schweizer Wissenschaft aus.
Bundespräsident Parmelin führte weiter aus, dass die Gesundheit nicht nur in der Corona-Pandemie ein wertvolles Gut ist, in welches viele Forschungsgelder investiert werden. Auch die Forschungsgebiete der Preisträger sind im Bereich der Gesundheit anzusiedeln: Die Professoren Aebersold und Aceto leisten wichtige Beiträge zur Prävention und Behandlung von Krebs. Professor Berger seinerseits hat den Zugang zur Behandlung von psychischen Problemen erheblich vereinfacht. Professorin Viazovska hat mit ihrer Arbeit ein jahrhundertealtes mathematisches Problem gelöst. Die Wahl zur Preisträgerin macht die Bedeutung der Grundlagenforschung deutlich.
Vom Verständnis des Zellaufbaus zur Online-Psychotherapie
Professorin Paola Picotti und Professor Uwe Sauer der ETH Zürich blickten auf den Werdegang von Rudolf Aebersold zurück. Mit seiner Pionierarbeit in der Proteomik und der Systembiologie hat Aebersold das Verständnis von Organismen und der Biologie grundlegend verändert. Seine Messtechniken können zur Früherkennung von Krebs genutzt werden. Professorin Donna M. Testerman der EPFL würdigte die Mathematikerin Maryna Viazovska und ihren wissenschaftlichen Durchbruch bei der Lösung von Kugelpackungsproblemen in der 8. und 24. Dimension. Die Laudatio zu Ehren von Thomas Berger hielt Professor Franz Caspar der Universität Bern. Er hob die Vielseitigkeit Bergers hervor, die es ihm ermöglichte, wirkungsvolle internetbasierte Psychotherapien zu entwickeln. Professor Markus Stoffel der ETH Zürich schliesslich brachte den Gästen Nicola Acetos Forschung zur Metastasenbildung und deren Anwendungsmöglichkeit für die Entwicklung neuartiger Krebstherapien näher
Gesprächsrunden mit Jugendlichen
Bereits am Nachmittag hatten Alumnae und Alumni der Organisationen Schweizer Jugend forscht und Wissenschaftsolympiaden anlässlich eines Workshops die Gelegenheit, mit den Laureaten über deren Forschung zu diskutieren. Die zwei Gesprächsrunden zwischen den Laudationen standen dann auch ganz im Zeichen dieses Austausches: Je ein Jugendlicher bzw. eine Jugendliche durfte der Preisträgerin und den Preisträgern spannende Fragen stellen. So lernten die Anwesenden von Professor Aebersold beispielsweise, dass eine einzige winzige Veränderung im Zellaufbau, dem Proteom, zu einem schweren Krankheitsbild führen kann. Professorin Viazovska verriet den Jugendlichen, dass sie durch Zufall erfahren habe, dass in der Quantenphysik gleiche Methoden wie zur Lösung der Kugelpackungsproblems Anwendung finden, allerdings für ein ganz anderes Problem. Von Professor Aceto war zu erfahren, dass er nicht nach neuen Medikamenten sucht, welche die metastasenbildenden Zellen abtöten, sondern solche, die deren Zusammenhalt verhindern. Professor Berger seinerseits führte aus, dass der Lockdown im Frühjahr 2020 zu einer regelrechten Explosion der Nutzendenzahlen von Online-Paartherapieangeboten geführt hat. Ein Rückgang der Nachfrage sei punktgenau mit der Wiedereröffnung von Gartencentern und Coiffeursalons zu verzeichnen gewesen. Eine Anekdote, die nicht nur dem Moderator des Abends, Professor Matthias Egger, Präsidenten des Forschungsrates des SNF, ein Lachen entlockte.
Durch die Vernetzung verschiedener Generationen von Forschenden möchten die beiden Stiftungen einerseits den Austausch zwischen diesen fördern und andererseits auch zur besseren Visibilität der Schweizer Forschung bei einem breiteren Publikum beitragen.
Weitere Informationen zur Preisträgerin und zu den Preisträgern sind den Medienmitteilungen und Videos zu entnehmen (siehe unten).