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1980
Prof. Dr. Hans Kummer
Ethologie
Zürich
«[…] in Anerkennung seiner wesentlichen Beiträge zur Kenntnis der Ordnungsmechanismen innerhalb von Tiergesellschaften.»
K.s Forschungsschwerpunkt ist das Sozialverhalten der Primaten (v.a. Mantelpaviane), das er in pionierhafter Weise sowohl im Freiland als auch im Zoo und Labor untersucht hat. Zentrale Bezugsgrösse bei seinen Beobachtungen ist ihm die Dreiergruppe (Triade), da er davon ausgeht, dass sich das Verhältnis von Individuum zum Gesamtverband in diesen besser als in den sonst üblicherweise beobachteten Paarbeziehungen untersuchen lässt. Laut den Gutachern hat er dabei Verhaltensmuster aufgedeckt, die eine ausserordentliche Nähe zu denjenigen des Menschen aufweisen. Es sei jedenfalls klar, dass K.s ethologische Arbeit dazu beigetragen habe, die Kluft zwischen dem Tier als ‘animalischem Wesen’ und dem Mensch als ‘geistigem Wesen’ zu überbrücken.
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1979
Prof. Dr. Michel Cuénod
Neurobiologie/Biochemie
Zürich
«[…] in Anerkennung seiner wesentlichen Beiträge zur Kenntnis der Gehirnfunktionen, insbesondere über den Stofftransport in Nervenzellen und über das Wesen von Neurotransmittern, d.h. den chemischen Mittlern der Signalübertragung im Nervensystem.»
C. wählte als Versuchstier die Taube und untersuchte die Art und Weise der neuronalen Übertragung von visueller Information. Anders als bei den meisten Säugern leiten bei Vögeln die Nervenfasern des Sehnervs ihre Information nur zu einer Hemisphäre, sodass die andere Seite als Kontrollanordnung verwendet werden kann. Mit biochemischen und autoradiographischen Arbeiten über den raschen axoplasmatischen Transport von Makromolekülen im visuellen System der Taube sei es C. gelungen, nicht nur die transportierten Moleküle biochemisch zu charakterisieren, sondern gleichzeitig die funktionale Bedeutung des axoplasmatischen Transports herauszustellen (das Axoplasma ist das Zytoplasma der Nervenfaser, des Axons, also des Fortsatzes der Nervenzelle). Wichtige Resultate hätten ebenfalls C. s Arbeiten zur biochemischen Bestimmung von Neuronen in Bezug auf die von ihnen verwendeten Transmittersubsanzen erbracht. C. habe nachweisen können, dass die Transmittersubstanzen nicht nur sehr selektiv und effizient von den Nervenenden aufgenommen, sondern sogleich rückwärts in den Zellkörper transportiert werden (‘retrograde Charakterisierungsmethode’). Diese Methode habe neue Perspektiven für das Verständnis der neuronalen Abläufe eröffnet und sich bereits in andern Nervensystemen bewährt (z.B. im nigrostriatalen Bereich).
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1978
Prof. Dr. Nils K. Jerne
Mikrobiologie/Immunologie
BIFI
«[…] dessen grundlegend neue Konzepte und experimentelle Arbeiten auf dem Gebiet der Immunologie neue Perspektiven für das bessere Verstehen und letztlich die Therapie von Defekten der Immunabwehr des Körpers eröffnen.»
Jerne habe nicht weniger als dreimal das Theoriegebäude der Immunologie revolutioniert: Ein erstes Mal, als er einen Selektionsvorgang für die Antikörperbildung vorschlug und damit die Immunologie gewissermassen aus einer ‘Lamarck’schen’ in eine ‘Darwin’sche’ Phase überführt habe. Die neue Theorie – allerdings in einem wesentlichen Punkt von Burnet modifiziert – erlangte als klonale Selektionstheorie alsbald allgemeine Anerkennung, wobei sie experimentell nicht zuletzt mit der ebenfalls von Jerne entwickelten Haemolyse-Plaquetechnik bestätigt werden konnte. Ein zweites Mal, als er einen Mechanismus postulierte, der es dem Immunsystem erlaubt, seine ausserordentliche Vielfalt von Rezeptoren durch einen somatischen Prozess zu erzeugen. Ein drittes Mal, indem er die Konzeption des Immunsystems als Netzwerk von sich gegenseitig regulierenden Zellen und Molekülen entwarf.
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1977
Prof. Dr. Hans Günthard
Physikalische Chemie
ETH Zürich
«[…] in Anerkennung ihrer Forschungsarbeit zur Abklärung der Struktur von Molekülen und deren Reaktionskinetik, womit sie die Entwicklung der modernen Quantenchemie in massgebender Weise gefördert haben.»
Das Arbeitsgebiet G.s umfasste in erster Linie die Anwendung kombinierter spektroskopischer Methoden zur Aufklärung der Moleküldynamik (Schwingungsanalyse) und der Molekülgeometrie (Konformationsanalyse). Von besonderem Interesse auch für die Biologie sind seine Untersuchungen von Zellstrukturen, beispielsweise der Organellen-Membranen. Diese Membranen bestehen aus Lipid-Molekülen, die so präpariert werden, dass sie flach auf eine infrarot-durchlässige Platte zu liegen kommen. Ein Infrarotstrahl wird schräg durch die Platte geschickt. Dieser wird zwischen den Plattenoberflächen hin und her reflektiert, wobei er bei jeder Reflexion an der durch die Membran bedeckten Oberfläche einige Informationen über die Membran ‘mitnimmt’. Beim Austritt des Strahls aus der Platte lässt sich auf diese Weise Aufschluss erhalten über die Eigenschaften der Membran und der darin enthaltenen Moleküle (sog. Infrarot-Totalreflexionsmethode). Da es nun möglich ist, die Membran auch in ihrer natürlichen Umgebung zu untersuchen, wurden der Biologie neue Felder eröffnet: So konnte nun etwa die Einwirkung der Enzyme auf die Organellen mit dieser Methode untersucht werden (Reaktionskinetik). Als unbedingt erwähnenswert wurden aber auch G.s Beiträge zur magnetischen Spektroskopie, zur Mikrowellenspektroskopie, zum Bau von physikalischen Messapparaten und seine theoretischen Abhandlungen über isometrische Gruppen und chirale Moleküle taxiert.
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1977
Prof. Dr. Edgar Heilbronner
Physikalische Chemie
Basel
«[…] in Anerkennung ihrer Forschungsarbeit zur Abklärung der Struktur von Molekülen und deren Reaktionskinetik, womit sie die Entwicklung der modernen Quantenchemie in massgebender Weise gefördert haben.»
H. erkannte laut Gutachter als einer der ersten die Tragweite der Photoelektronenspektroskopie. Damit löste er für verschiedene Stoffklassen eine Reihe alter anstehender Probleme in Bezug auf organische Struktur und Reaktivität. Die Forschungsergebnisse stellten ein reiches Potential dar, das sich für verschiedene Nutzanwendugen als bedeutsam erwies: für die Synthese organischer Wirkstoffe, für das Verständnis pharmakologischer Prozesse, für die Verbesserung elektronischer Mechanismen. Bestechend an den Arbeiten H.s sei die Beherrschung und Integration sämtlicher neuer theoretischer und experimenteller Hilfsmittel, unter anderen Gruppentheorie, Graphentheorie, automatische Titriermethoden und Gaschromatographie.
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1976
Dr. Theodor K. Brunner
Onkologie/Immunologie
Lausanne
«[…] in Anerkennung ihrer bemerkenswerten Arbeiten im Bereich der zellulären Immunologie und der möglichen Anwendung dieser Forschungsresultate in der Krebs- und Transplantationsforschung.»
B. und C. interpretierten tumorale Erkrankungen als Folge eines Defektes des Immunsystems. Ihr Untersuchungsschwerpunkt war der körpereigene Abwehrmechanismus in Form der zellulären Cytotoxität: T-Lymphozyten (‘Killerzellen’) attackieren Fremdzellen, die in den Organismus eindringen oder sich in ihm entwickeln. Die Gutachter beurteilten die Analyse dieser Interaktion als grundlegenden Beitrag zur Erforschung der zellulären Organisation im Allgemeinen und zur medizinischen Immunologie im Besonderen.
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1976
Prof. Dr. Jean Lindenmann
Onkologie/Immunologie
Zürich
«[…] in Anerkennung ihrer bemerkenswerten Arbeiten im Bereich der zellulären Immunologie und der möglichen Anwendung dieser Forschungsresultate in der Krebs- und Transplantationsforschung.»
Die Gutachter reihten die Forschungen von L. unter die wichtigsten immunologischen Arbeiten dieses Jahrhunderts ein. Im Einzelnen wurden hervorgehoben die massgebliche Beteiligung an der Entdeckung des Interferons (virus-exklusiver Abwehrfaktor), die Entdeckung des F-Antigens, die Arbeiten über die virale Onkolyse, die Erkennung von Alloantigenen durch Lymphocyten sowie die Versuche, Viren zur Erzeugung einer Krebsimmunität auszunützen.
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1976
Prof. Dr. Jean Charles Cerottini
Onkologie/Immunologie
Lausanne
«[…] in Anerkennung ihrer bemerkenswerten Arbeiten im Bereich der zellulären Immunologie und der möglichen Anwendung dieser Forschungsresultate in der Krebs- und Transplantationsforschung.»
B. und C. interpretierten tumorale Erkrankungen als Folge eines Defektes des Immunsystems. Ihr Untersuchungsschwerpunkt war der körpereigene Abwehrmechanismus in Form der zellulären Cytotoxität: T-Lymphozyten (‘Killerzellen’) attackieren Fremdzellen, die in den Organismus eindringen oder sich in ihm entwickeln. Die Gutachter beurteilten die Analyse dieser Interaktion als grundlegenden Beitrag zur Erforschung der zellulären Organisation im Allgemeinen und zur medizinischen Immunologie im Besonderen.
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1975
Prof. Dr. Mahmut Gazi Yasargil
Klinische Medizin/Chirurgie
Zürich
«[…] in Anerkennung seiner grossen Verdienste um die Einführung der mikrochirurgischen Methode in die Neurochirurgie.»
Obwohl in den 60er-Jahren die Benutzung eines Operationsmikroskops teilweise schon üblich war ( z.B. bei Ohrenoperationen), habe Y. diese Operationstechnik ganz allgemein in der Neurochirurgie etabliert und sie erheblich verfeinert: er setzte sie ein bei der Operation von schwer zugänglichen basalen Hirntumoren, bei der Entfernung arteriovenöser Missbildungen des Gehirns und des Rückenmarks sowie allgemein für die rekonstruktive Gefässchirurgie. Besonders grosse Fortschritte habe Y. bei der Behandlung intrakranieller Aneurysmen erzielt (dauerhafte krankhafte Wandausbuchtung eines arteriellen Blutgefässes im Gehirn): Durch einen neuen Zugang und die äusserst schonende Behandlung des gesunden Gewebes seien die Resultate bei diesem Eingriff ganz erheblich verbessert worden. Y. beherrsche aber nicht nur die Operationstechnik auf das Beste, sondern habe auch in der Weiterentwicklung des Operationsmikroskops und anderer mikrochirurgischer Instrumente Grosses geleistet.
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1974
Prof. Dr. Ewald Weibel
Anatomie
Bern
«[…] in Würdigung seiner bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiete der funktionellen Morphologie der Lunge […]. Die ihm zu verdankende Entwicklung und Vervollkommnung der Morphometrie und der stereologischen Methodik der Auswertung elektronenmikroskopischer Aufnahmen von Zellen und Geweben eröffnen neue Aspekte des quantitativen Studiums biologischer Strukturen.»
Moderne morphometrische Verfahren erlauben es, licht- oder elektronenmikroskopische Aufnahmen biologischer Ultradünnschnitte in Bezug auf die ursprüngliche räumliche Form des Objektes auszuwerten. W. entwickelte solche Verfahren, um den Gasaustausch in der Lunge auf eine neue Art zu berechnen. Aus mikroskopisch kleinen Ausschnitten der Alveolen (Lungenbläschen) berechnete er deren gesamte Oberfläche, das Kapillarvolumen sowie die Schichtdicke, die der Sauerstoff überwinden muss, um in die roten Blutkörperchen zu gelangen (Luft-Blut-Schranke). Aufgrund dieser Werte konnte er die Gasaustauschleistung der Lunge berechnen. Da dieser theoretische Wert aber viel höher lag als der von den Physiologen auf herkömmliche Art berechnete, musste nach einer Erklärung dieser Differenz gesucht werden. W. und seinen Mitarbeitern gelang schliesslich die Darstellung eines bereits früher vermuteten dünnen Flüssigkeitsfilms, der die Lungenbläschen überzieht und für deren Offenhaltung sorgt. Bezog man u.a. dessen Existenz in die Berechnungen ein, so stimmten die physiologischen und morphometrischen Werte für die Gasaustauschleistung der Lunge recht gut überein. Hervorgehoben wurde im speziellen, dass die Arbeiten W.s eine vollkommene Beherrschung der elektronenmikroskopischen Technik voraussetzten.
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1973
Prof. Dr. Georges Spinnler
Ingenieur/Physiologie
EPF Lausanne
«[…] in Anerkennung ihrer Arbeiten zur Entwicklung der direkten Mikro- und Makrokalorimetrie sowie deren Anwendung auf die menschliche Pathophysiologie und die Grundlagenforschung.»
Kalorimeter sind technische Einrichtungen, mit denen sich der Energieumsatz des menschlichen Stoffwechsels bei physischer Arbeit messen lässt. Die drei Preisträger entwarfen in enger Zusammenarbeit eine neue Konstruktion, die sich durch extrem hohe Empfindlichkeit und durch kluge Berücksichtigung möglicher Fehlerquellen auszeichnet. Da der Wärmefluss als Mittelwert über ein Flächenelement hinweg gemessen wird, kann die abgegebene Wärmeleistung auf einfache Weise gemessen werden, was die Gesamtauswertung erheblich erleichtert. Das Gerät werde mit Bestimmtheit wichtige Erkenntnisse für die Zellphysiologie, möglicherweise auch für die Humanpathologie liefern. J. habe bereits zeigen können, dass die Körperkerntemperatur des Menschen – bislang als extrem konstant angenommen – unter gewissen Umständen variieren kann, um die gesamte Wärmeregulierung zu gewährleisten, dass also eine Regulierung der Regulierung erfolgt.
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1973
Prof. Dr. Eric Jéquier
Physiologie
Lausanne
«[…] in Anerkennung ihrer Arbeiten zur Entwicklung der direkten Mikro- und Makrokalorimetrie sowie deren Anwendung auf die menschliche Pathophysiologie und die Grundlagenforschung.»
Kalorimeter sind technische Einrichtungen, mit denen sich der Energieumsatz des menschlichen Stoffwechsels bei physischer Arbeit messen lässt. Die drei Preisträger entwarfen in enger Zusammenarbei eine neue Konstruktion, die sich durch extrem hohe Empfindlichkeit und durch kluge Berücksichtigung möglicher Fehlerquellen auszeichnet. Da der Wärmefluss als Mittelwert über ein Flächenelement hinweg gemessen wird, kann die abgegebene Wärmeleistung auf einfache Weise gemessen werden, was die Gesamtauswertung erheblich erleichtert. Das Gerät werde mit Bestimmtheit wichtige Erkenntnisse für die Zellphysiologie, möglicherweise auch für die Humanpathologie liefern. J. habe bereits zeigen können, dass die Körperkerntemperatur des Menschen – bislang als extrem konstant angenommen – unter gewissen Umständen variieren kann, um die gesamte Wärmeregulierung zu gewährleisten, dass also eine Regulierung der Regulierung erfolgt.
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1973
Prof. Dr. Lucien Girardier
Physiologie
Genf
«[…] in Anerkennung ihrer Arbeiten zur Entwicklung der direkten Mikro- und Makrokalorimetrie sowie deren Anwendung auf die menschliche Pathophysiologie und die Grundlagenforschung.»
Kalorimeter sind technische Einrichtungen, mit denen sich der Energieumsatz des menschlichen Stoffwechsels bei physischer Arbeit messen lässt. Die drei Preisträger entwarfen in enger Zusammenarbei eine neue Konstruktion, die sich durch extrem hohe Empfindlichkeit und durch kluge Berücksichtigung möglicher Fehlerquellen auszeichnet. Da der Wärmefluss als Mittelwert über ein Flächenelement hinweg gemessen wird, kann die abgegebene Wärmeleistung auf einfache Weise gemessen werden, was die Gesamtauswertung erheblich erleichtert. Das Gerät werde mit Bestimmtheit wichtige Erkenntnisse für die Zellphysiologie, möglicherweise auch für die Humanpathologie liefern. J. habe bereits zeigen können, dass die Körperkerntemperatur des Menschen – bislang als extrem konstant angenommen – unter gewissen Umständen variieren kann, um die gesamte Wärmeregulierung zu gewährleisten, dass also eine Regulierung der Regulierung erfolgt.
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1972
Prof. Dr. Albert Eschenmoser
Organische Chemie
ETH Zürich
«Die Verleihung erfolgte in Anerkennung seines Beitrages an die Synthese des Vitamins B12 und der von ihm erschlossenen neuen Wege für den Aufbau der organischen Verbindungen.»
Das hochkompliziert gebaute Vitamin B12 wurde als letztes Vitamin 1948 isoliert; seine Strukturaufklärung gelang mittels röntgenographischer Analyse erst rund zwanzig Jahre später (D.M.C. Hodgkin). Anfangs der 1960er-Jahre begannen zwei Forschergruppen fast gleichzeitig mit den Arbeiten zur Synthese: die Gruppe um R. B. Woodward, Univ. Harvard, und jene um E. an der ETH Zürich. Eine erste grosse Herausforderung war dabei die Synthese des sogenannten Corrins, eines neuartigen makrozyklischen Ligandsystems, welches das Grundgerüst des B12 darstellt. Diese Synthese gelang der ETH-Gruppe bereits 1964, die Synthese des ganzen Vitamins – über rund 60 Stufen hinweg – nach weiteren acht Jahren war eine Leistung beider Forscherteams. Die Bedeutung dieser Leistung lag nicht in deren möglichen medizinischen Verwertung: Das Vitamin B12 kann leicht und auf viel weniger kostspielige Art auf natürlichem Weg aus Kulturen bestimmter Mikroorganismen gewonnen werden. Die Gutachter waren jedoch einhellig der Meinung, dass die organische Chemie durch die jahrelangen Bemühungen Zugang zu vielen neuen Synthesemethoden gefunden habe, wofür in hohem Masse E.s Originalität, seine konstruktive Phantasie und subtile Synthesekunst verantwortlich zeichnen würden.
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1971
Prof. Dr. Manfred Bleuler
Psychiatrie
Zürich
«Die Verleihung erfolgte in Anerkennung seiner umfassenden, kritischen und originellen wissenschaftlichen Arbeit, insbesondere seines Werkes über die schizophrenen Geistesstörungen im Lichte langjähriger Krankengeschichten, sowie in Würdigung seiner hingebungsvollen Arbeit zum Wohle des Kranken.»
B. beschrieb in seinem Hauptwerk über 200 Fälle von schizophrenen Patienten, deren Lebensläufe und Lebensumstände er über mehr als zwanzig Jahre hinweg verfolgte. Die präzise Darstellung der Untersuchungsmethoden, die Fülle der erhobenen Daten, deren statistische Auswertung samt der gründlichen und differenzierten Diskussion mache den Band zu einem neuen Standardwerk der Literatur über Schizophrenie, lautete das Urteil. Dank der ausnehmend langen Beobachtungszeit seiner Fälle und der umfassenden Berücksichtigung der Familiengeschichte der Patienten gelang es B., die Frage der Vererblichkeit von Schizophrenie zu relativieren: Von mehr als einer wahrscheinlichen erblichen Disposition als Krankheitsursache könne man nicht sprechen, unspezifische psychotraumatische Lebenserfahrungen würden in der Regel eine viel grössere Rolle für das Ausbrechen der Krankheit spielen.
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1970
Prof. Dr. Charles Weissmann
Biochemie
Zürich
«Die Zuerkennung des Preises erfolgte in Würdigung seiner bedeutenden Arbeiten über den molekularen Mechanismus der Virusreproduktion und des sich daraus anbahnenden Verständnisses der Infektion.»
W.s gewürdigte Forschungen betrafen in erster Linie die RNS-Phagen. Das Gutachten hob seine Beiträge zum Replikationsmechanismus der Ribonukleinsäure, zur Nucleotid-Sequenz sowie zu Struktur und Funktionsweise des Replicase-Enzyms hervor. Weil diese Gruppe der Bakteriophagen zahlreiche Viren umfasst, die Menschen infizieren (z.B. Hepatitisvirus B, Poliomyelitisvirus), habe W. damit gleichzeitig wesentliche Impulse zur Entwicklung von verbesserten prophylaktischen und therapeutischen Mitteln gegen verbreitete Viruskrankheiten gegeben.
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1969
Prof. Dr. Walter Heitler
Quantenmechanik
Zürich
«[…] für seine Arbeiten über Quantenelektrodynamik und Mesontheorie. Seine Publikation über ‘Wechselwirkung neutraler Atome und homöopolare Bindung nach der Quantenmechanik’ bedeutete einen Markstein für das Verständnis der chemischen Verbindungen.»
In dieser bereits 1927 gemeinsam mit F. London publizierten Arbeit konnte H. nachweisen, dass bei den chemischen Valenzkräften auch die homöopolaren Bindungen der Atome unter Anwendung der Wellenmechanik vollständig zu erklären sind (Elektronenpaarbindung). Diese Arbeit erregte deshalb besonderes Aufsehen, weil dieser Bindungsmechanismus damals als geradezu klassisches unverständliches Phänomen der Chemie galt, und weil zu jener Zeit noch nicht klar war, ob die junge Quanten- und Wellenmechanik tatsächlich die Grundgesetze der Elektronenhülle vollständig und erschöpfend zu erfassen vermöge.
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1968
Michel Dolivo
Neurologie/Physiologie
Lausanne
«[…] für seine hervorragenden Untersuchungen zu den Beziehungen zwischen Ultrastruktur und Funktion der Nervenzelle bei unterschiedlichen metabolischen Bedingungen.»
D. und seine Mitarbeiter untersuchten die Physiologie des Nervengewebes, indem sie das Ganglion cervicale superius (oberes Halsganglion des Grenzstrangs) der Ratte als Modell auswählten: Seine Komplexität ist genügend gross, um ein brauchbares Modell darzustellen, und gleichzeitig genügend einfach, um eine Untersuchung zu erlauben. Da es paarweise auftritt, lassen sich experimentell induzierte Veränderungen des einen Ganglions (das in vitro über längere Zeit intakt bleibt) mit dem Verhalten des ‘Kontrollganglions’ desselben Tieres vergleichen. Der Gruppe um D. ging es nun darum, systematisch die physiologischen Grundlagen und die elektronenmikroskopische Analyse dieses Ganglions zu erarbeiten. So wurden etwa die wichtigsten Enzyme des energieliefernden Stoffwechsels für die Entwicklung des Ganglions untersucht sowie die Veränderungen der Funktionen bei Entzug von Sauerstoff oder Glukose, im Speziellen deren Zusammenhang mit reversiblen und irreversiblen Läsionen der präganglionären Synapsen. Die Gutachter hoben die gute Verwendbarkeit des Modells zur Untersuchung der Wirkung von Pharmaka hervor: D. und seine Mitarbeiter untersuchten unter anderem die Wirkung von Hemmstoffen, was sich für die Steuerung der Herztätigkeit als von Bedeutung erweisen könne.
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1967
Prof. Dr. Kurt Mühlethaler
Botanik
ETH Zürich
«[…] in Anerkennung ihrer bedeutenden Leistungen zur Entwicklung des Gefrierätzverfahrens als Präpariermethode pflanzlicher, tierischer und menschlicher Zellen. Ihre Entdeckung ermöglicht die lebensgetreue Abbildung der Ultrastruktur der Zellobjekte im Hochvakuum des Elektronenmikroskopes und hat die weltweite Anerkennung der Wissenschaft gefunden.»
Das Gefrierätzverfahren besteht darin, zuerst die kurz auf -100°C eingefrorenen Zellen anzuschneiden, das Eis im Hochvakuum wegzusublimieren (‘Ätzung’) und vom entstandenen Relief durch Schrägaufdampfen von Platin einen Abdruck zu erstellen, der dann im Durchstrahlmikroskop ein negatives Oberflächenbild ergibt. Diese ursprünglich zur Untersuchung von Viren angewandte Methode sei von den beiden Preisträgern in die zytologische Ultrastrukturforschung eingeführt worden. Mit ihrer Pionierarbeit, so die Experten, eröffneten sich grosse Perspektiven in der Physiologie und der Krebsforschung.
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1967
Prof. Dr. Hans J. Moor
Molekularbiologie
ETH Zürich
«[…] in Anerkennung ihrer bedeutenden Leistungen zur Entwicklung des Gefrierätzverfahrens als Präpariermethode pflanzlicher, tierischer und menschlicher Zellen. Ihre Entdeckung ermöglicht die lebensgetreue Abbildung der Ultrastruktur der Zellobjekte im Hochvakuum des Elektronenmikroskopes und hat die weltweite Anerkennung der Wissenschaft gefunden.»
Das Gefrierätzverfahren besteht darin, zuerst die kurz auf -100°C eingefrorenen Zellen anzuschneiden, das Eis im Hochvakuum wegzusublimieren (‘Ätzung’) und vom entstandenen Relief durch Schrägaufdampfen von Platin einen Abdruck zu erstellen, der dann im Durchstrahlmikroskop ein negatives Oberflächenbild ergibt. Diese ursprünglich zur Untersuchung von Viren angewandte Methode sei von den beiden Preisträgern in die zytologische Ultrastrukturforschung eingeführt worden. Mit ihrer Pionierarbeit, so die Experten, eröffneten sich grosse Perspektiven in der Physiologie und der Krebsforschung.
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1966
Prof. Dr. Alfred Tissières
Biochemie
Genf
«[…] für ihre parallelen Untersuchungen auf dem gemeinsamen Forschungsgebiet der Molekularbiologie. Mit dieser neuen Wissenschaft sollen Brücken geschaffen werden zwischen dem morphologischen Bild und den biophysischen und biochemischen Phänomenen. Die von diesen beiden Forschern aus ihren Studien zu Bakterien und Viren gewonnenen Erkenntnisse sind von grundlegender Bedeutung für das bessere Verständnis der biologischen Phänomene.»
Die Gutachter erachteten T.s Leistungen gleich in zwei Bereichen als preiswürdig. Eine erste Gruppe umfasst Untersuchungen zum System der Energiegewinnung der Zelle (Respirationsenzyme, v.a. Cytochrome von Mikroorganismen). T.s zweites Forschungsgebiet betrifft die molekularen Grundlagen der Vererbung, insbesondere die Proteinsynthese in ihrer Abhängigkeit von den Nukleinsäuren der Zelle. Die dafür notwendige Beherrschung einer anspruchsvollen experimentellen Technik sowie seine ausgedehnten biochemischen und biophysikalischen Kenntnisse habe T. mit seinem Werk hervorragend unter Beweis gestellt.
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1966
Prof. Dr. Edouard Kellenberger
Molekularbiologie
Genf
«[…] für ihre parallelen Untersuchungen auf dem gemeinsamen Forschungsgebiet der Molekularbiologie. Mit dieser neuen Wissenschaft sollen Brücken geschaffen werden zwischen dem morphologischen Bild und den biophysischen und biochemischen Phänomenen. Die von diesen beiden Forschern aus ihren Studien zu Bakterien und Viren gewonnenen Erkenntnisse sind von grundlegender Bedeutung für das bessere Verständnis der biologischen Phänomene.»
Insgesamt drei Bereiche wurden von K.s Forschungen als preiswürdig erachtet: erstens seine elektronenmikroskopische Analysen der Feinstruktur von Bakterien (v.a. Escherichia coli) und Bakteriophagen (Coli-Phagen), wobei seine Präparationsmethodik in Dünnschnitten von ausschlaggebender Bedeutung sei; zweitens seine Arbeiten zur intrazellulären Phagenvermehrung (Infektion der Escherichia mit Coli-Phagen); drittens seine darauf aufbauende molekularbiologische Analyse der Formbestimmung oder ‘Morphopoiese’ bakterieller Viren, die als Modell für die zukünftige Erforschung der morphogenetischen Lebensprozesse auch bei höheren Lebewesen wegwesend sei.
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1965
Prof. Dr. Georges de Rham
Mathematik
Lausanne
«[…] in Anerkennung seines gesamten Werks und insbesondere seiner Arbeiten über Differentialformen, die massgeblich zur Entwicklung der Topologie und der Funktionalanalysis beigetragen haben.»
R.s Werk umfasst, was man heute als ‘globale Analysis’ bezeichnet. Seine wichtigsten Beiträge erfolgten in den Gebieten der algebraischen und kombinatorischen Topologie sowie der Differentialgeometrie. Der Gutachter hob hervor, dass R. bereits 1931 in seiner thèse mit dem Titel “Sur l’Analysis Situs des variétés à n dimensions” (auch de Rham-Sätze genannt) ein Gedankengut ausbreitete, dessen Fülle und Originalität sich erst in den Jahren und Jahrzehnten danach richtig zeigen konnte. Der Kern der modernen Cohomologietheorie, die Ansätze der Garbentheorie und die mit der Idee der Distributionen verwandte Begriffsbildung der ‘Courants’ sind direkt auf R.s Dissertation zurückzuführen. In den späteren Jahren beschäftigte sich R. intensiv mit dem Satz von Hodge (1936) über die Existenz harmonischer Differentialformen mit vorgegebenen Perioden, interpretierte ihn auf neue Weise und rückte auch die Zerlegungssätze für Differentialformen in ein neues Licht. Alle Arbeiten R.s, so wurde betont, zeichneten sich aus durch bestechende Einfachheit, Klarheit und Eleganz und dem Streben nach Synthese.
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1964
Prof. Dr. Vladimir Prelog
Biochemie
ETH Zürich
«Der Preis wurde ihm zuerkannt für die Erforschung lebenswichtiger organischer Verbindungen und Reaktionen.»
Prelog galt als Spezialist für Stereochemie, das heisst die räumliche Anordnung der Atome im Molekül und die Beziehungen zwischen Molekülbau und dem Verlauf chemischer Reaktionen. Besonders widmete er sich der Stereospezifität von Enzymen, weshalb seine Forschungen gemäss Gutachten auch für Biologen und Biochemiker von Interesse seien. Den Arbeiten seines Teams – in Verbindung mit Ciba-Chemikern – über eisenhaltige mikrobielle Metaboliten (‘Siderochrome’) sei die Entdeckung zu verdanken, wonach die eisenfreien Komponenten dieser Komplexe das Eisen-III-ion in starkem Masse zu binden vermögen. Das Desferrioxamin B fand in der Folge rasch Anwendung in der Humanmedizin zur Behandlung von Eisenspeicherkrankheiten. Aus dem Jahr 1964 stammen zwei Arbeiten zur Cycloenantiomerie und Cyclodiastereomerie: Theoretisch und experimentell wurde eine neue Stereoisomeren-Gruppe von Ringverbindungen erforscht.
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1963
Prof. Dr. Gerold Schwarzenbach
Analytische Chemie
ETH Zürich
«Die Verwaltungskommission hat damit einen Vertreter der anorganischen Chemie ausgezeichnet, der durch seine grundlegenden Arbeiten über Metallkomplexe zur Deutung des Verhaltens vieler Spurenelemente im biologischen Geschehen beitrug. Professor Schwarzenbach hat überdies der analytischen Chemie durch vielseitig anwendbare Messverfahren hervorragende Dienste geleistet.»
Die Arbeiten von Schw. über die Komplexone wurden einstimmig als bahnbrechend bezeichnet. Hauptanliegen war die quantitative Aufklärung der Gleichgewichte zwischen Metallionenliganden und Komplexen. Dank verbesserter Strömungsapparaturen gelang es Schw., die Bildung und Zersetzung sehr kurzlebiger Verbindungen zu verfolgen. In den Gutachten wurde festgehalten, dass Biochemie und Biologie aufgrund der Rolle der Metallionen bei enzymatischen Vorgängen gleichermassen an diesen Resultaten interessiert seien. Ferrichrome beispielsweise sind biologisch wirksame Eisenkomplexe (Wuchsstoffe im Zusammenhang mit der Antibiotika-Herstellung), deren Stabilitätskonstanten von Schw. und seinen Mitarbeitern ermittelt wurden. Die Grundlagenforschung Schw.s über die Komplexone sei rasch für die analytische Chemie wichtig geworden, da sich mit ihrer Hilfe auf einfache Weise viele Kationen quantitativ bestimmen lassen, was die Analyse von Lebensmitteln, Futtermitteln, Arzneistoffen und anderen Präparaten entschieden erleichtere.
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1962
Prof. Dr. Alfred Hässig
Hämatologie/Immunologie
Bern
«[…] für seine Arbeiten über die Bluteiweisse und besonders über jene Eiweisskörper, die für die Blut-Spezifität und den Antigen-Determinismus eine Rolle spielen. Er hat dem Schweizerischen Blutspendedienst entscheidende wissenschaftliche und organisatorische Impulse gegeben und eine vorbildliche Forschungstätigkeit geleitet.»
Das preisgekrönte Werk von H. zielte hauptsächlich auf die beiden Schwerpunkte der Blutserologie, die Vermeidung von Transfusionszwischenfällen einerseits, Prophylaxe und Therapie des Morbus haemolyticus neonatorum (Tod des Foetus wegen Blutgruppenunverträglichkeit mit der Mutter) andererseits ab. In diesem Zusammenhang wurde seitens der Gutachter ganz besonders H.s Fähigkeit zur Verbindung von Wissenschaft und Praxis, von Laboratorium und Klinik hervorgehoben. Nachdem er beispielsweise habe nachweisen können, dass die Bestrahlung des Plasmas mit ultraviolettem Licht keinen sicheren Schutz vor Hepatitisübertragung gewährleiste, habe er zur Risikominimierung anstelle von Mischplasma Einzelspenderplasma herstellen lassen. H. habe sich aber auch auf dem nahe verwandten Gebiet der Immunohämatologie hervorgetan, so u.a. mit Untersuchungen zur Antigenstruktur von Paraproteinen (Eiweisskörper, die im Blut von Patienten mit Plasmocytomen als Zeichen der Krankheit entstehen und als Antigene wirken).
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1961
Prof. Dr. Werner Kuhn
Physikalische Chemie
Basel
«[…] für seine physikalisch-chemische Deutung fundamentaler Lebensvorgänge. Seine Arbeiten fördern das Verständnis der Muskelkontraktion und der Nierenfunktion.»
K. schuf anhand seiner Arbeiten mit Makromolekülen ein Modell für die Umsetzung von chemischer in mechanische Energie: Er wies nach, dass in Fäden und Bändern angeordnete Kettenmoleküle, ändert man die sie umgebende Flüssigkeit, sich analog zu Muskelfasern bei Arbeitsleistung verkürzen und wieder verlängern können – eine grundlegende Erkenntnis für die Physiologie von Muskeln. Mit Modellen aus Polyvinylalkohol und Polyacrylsäure gelang es K., mechanische Energie aus freier chemischer Energie zu erzeugen, aufgrund eben der Erkenntnis, dass die Energieumwandlung mit der Verschiebung der chemischen Gleichgewichte des Systems zusammenhängt. Weiter beschäftigte sich K. mit den physikalisch-chemischen Gesetzmässigkeiten der Harnkonzentrierung in der Niere, die aufgrund des Haarnadelgegenstromprinzips – gegen den osmotischen Druck – zustandekommt. Anerkennend wurde hervorgehoben, dass K. ein Wissenschafter sei, der profunde Kenntnisse auf so verschiedenen Gebieten wie Chemie, Physik, Mathematik und Physiologie besitze.
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1960
Prof. Dr. Pierre Duchosal
Klinische Medizin/Kardiologie
Genf
«[…] in Anerkennung seiner bedeutenden klinischen und experimentellen Arbeiten auf dem Gebiet der Kardiologie.»
D.s Spezialgebiet war die Vektor(elektro)kardiographie. Bei dieser Untersuchungsmethode werden die bioelektrischen Aktionspotentiale des Erregungsablaufs des Herzens nicht wie beim EKG in einem Kurvenbild aufgezeichnet, sondern mittels in Grösse und Richtung sich ständig ändernden Vektoren. Diese werden in einem Integralvektor summiert und durch den Kathodenstrahloszillographen kontinuierlich registriert, sodass sich am Ende eine ‘Vektorschleife’ darstellen lässt, die den Erregungsablauf des Herzens sozusagen räumlich darstellt (Vektorkardiogramm). Die Gutachter lobten, dass es durch D.s subtile Technik gelungen sei, die einzelnen Vektoren während des Erregungsablaufs zeitlich genau festzulegen, eine Vorbedingung für die Analyse gewisser pathologischer Veränderungen. So sei etwa die genaue Feststellung der Vektoren in den ersten drei Hundertstelsekunden des Kammererregungsablaufs für die Diagnose bestimmter Herzinfarkte von grosser Wichtigkeit. Da D. seine Apparate alle selber konstruiere, habe er in der Aufnahmetechnik und der Analyse der Kurven grosse Meisterschaft erlangt.
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1959
Dr. Albert Wettstein
Organische Chemie
Ciba AG, Basel
«[…] für seine hervorragenden chemischen und biochemischen Forschungen auf dem Gebiete der Steroidhormone, insbesondere für seine bahnbrechenden Arbeiten der Aldosteronsynthese.»
Anfang der 30er-Jahre hatten L. Ruzicka und A. Butenandt erkannt, dass die weiblichen und männlichen Sexualhormone der Nebennierenrinde zu den Verbindungen der Steroide gehören. Englische und schweizerische Forschungsteams – die schweizerischen unter der Leitung von T. Reichstein, Univ. Basel und W., Ciba – forschten in der Folge auf diesem Gebiet weiter. W. und seinen Mitarbeitern gelang schliesslich ein grosser Erfolg: die Isolierung, Strukturaufklärung und erstmalige Synthese des Aldosterons. Da dieses Hormon die Ausscheidung der Natrium- und Kaliumionen durch die Nieren reguliert und dadurch die Volämie und den Blutdruck beeinflusst, sprachen die Gutachter dieser Leistung grosse Bedeutung zu.
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1958
Prof. Dr. Klaus Clusius
Physikalische Chemie
Zürich
«[…] für seine theoretisch und praktisch so wichtigen neuen Erkenntnisse auf dem Gebiet der stabilen Isotope, die für alle Gebiete der Forschung ihre Bedeutung haben.»
Die grundlegende Frage, mit der sich Cl. über Jahre hin beschäftigte, lautete: Wie ändern sich die Eigenschaften eines chemischen Elementes, wenn statt dem natürlichen Isotopengemisch (Atome mit unterschiedlicher Anzahl Neutronen und damit verschiedener Masse) nur ein einziges Isotop vorliegt? Um Antworten auf diese Frage zu finden, musste erst eine Einrichtung erfunden werden, welche die Trennung von stabilen Isotopen überhaupt ermöglichte. Mit Hilfe des von Cl. 1938 erfundenen Trennrohrs gelang im Laufe der Jahre die Reindarstellung der natürlichen Isotope von Chlor, Neon, Sauerstoff, Krypton, Xenon, Kohlenstoff, Argon. 1950 stellte Cl. den schweren Stickstoff 15N2 in einer Reinheit von 99,5% gleich literweise her. Dieses Isotop wurde später, eingebaut in organische und anorganische Verbindungen, häufig als Markierungsisotop verwendet. Dank der Arbeiten von Cl. ergäben sich neue Einblicke in chemische und molekularbiologische Vorgänge, wurde von den Gutachtern festgehalten.
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1957
Prof. Dr. Jakob Seiler
Genetik/Entwicklungsbiologie
ETH Zürich
«[…] für seine grundlegenden Forschungen auf dem Gebiete der Intersexualität, insbesondere seine Klarstellung des Raum-Zeit-Mosaiks der Hermaphroditen.»
In der Intersexualitätsforschung besass das sogenannte Zeitgesetz während vieler Jahre praktisch dogmatische Gültigkeit. Es besagte, dass männchenbestimmende und weibchenbestimmende Stoffe in der Entwicklung von Intersexen zeitlich gestaffelt wirken. Diese Auffassung wurde von S. widerlegt durch aufwendige Kreuzungsversuche mit Kleinschmetterlingen (Solenobia triquetrella), bei denen er jeden einzelnen Zellverband und Organteil in seiner Entwicklung bei beiden Geschlechtern und während den verschiedensten Intersexualitätsstufen verfolgen konnte. Er beobachtete dabei, dass im Intersex stets männliche und weibliche Erbfaktoren gleichzeitig und nebeneinander wirkten. Dies führte S. zu einer neuen These: Sexuelle Mosaiken seien nicht Mosaiken auf der Zeitskala, sondern Mosaiken im Raum.
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1956
Prof. Dr. Siegfried Rosin
Genetik/Hämatologie
Bern
«Es geschah das aufgrund seiner im vergangenen Jahre abgeschlossenen und unter dem Titel ‘Die Verteilung der AB0-Blutgruppen in der Schweiz’ publizierten, durchaus originellen, gründlichen und nützlichen Arbeit. Der Verfasser hat neue Methoden der Auswertung und Darstellung der Gengeographie geschaffen. Die Dokumentation und die Art der Verarbeitung werden massgebend bleiben. Das Werk bringt die Blutgruppenverteilung in der Schweiz zur Darstellung und vermittelt darüber hinaus einen hochwichtigen Beitrag zur Populationsgenetik, deren Bearbeitung im Vordergrund des Interesses der Genetiker steht.»
Vereinfacht gesagt beruht die Zugehörigkeit eines Menschen zu einer der vier ‘klassischen’ Blutgruppen darauf, dass jedem Individuum zwei Erbfaktoren aus einer Gruppe von drei Genen zugeteilt sind. Es gibt demnach sechs verschiedene Genotypen und wegen der Dominanz der Gene A und B über 0 die vier bekannten Phänotypen 0, A, B, AB. R. erstellte nun auf der Grundlage eines einzigartigen Datenmaterials – Blutgruppenbestimmungen von über 200’000 Wehrmännern – und mit eigens dafür entwickelten statistischen Verfahren zwei Karten der Schweiz mit den Häufigkeiten der Blutgruppengene klassiert nach Heimatgemeinden. Als herausragenden Befund von R.s Forschungen wurde von den Gutachtern die Tatsache gewertet, dass trotz der relativ geringen Mobilität der Schweizer Bevölkerung die sich abzeichnenden Gen-Grossregionen überraschenderweise mit den politischen, konfessionellen oder sprachlichen Grenzen nicht übereinstimmen.
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1955
Prof. Dr. Max Holzmann
Klinische Medizin/Kardiologie
Zürich
«Es geschah das in Anerkennung und Würdigung seiner hervorragenden Verdienste um die Förderung der Methode der Elektrokardiographie und vor allem im Hinblick auf seine im Jahre 1955 publizierte Monographie ‘Klinische Elektrokardiographie’. Die Zuerkennung erfolgt auch in Berücksichtigung des wissenschaftlichen Lebenswerkes von Dr. Holzmann, insbesondere der Vervollkommnung der elektrokardiographischen Diagnostik.»
In H.s umfassender Monographie, so die Hervorhebung im Gutachten, werde zum ersten Mal im deutschen Sprachraum auf den Wert der Brustwandableitungen hingewiesen, bei der das EKG mittels Saugelektroden von der äusseren Brustwand abgeleitet wird. Ein grosser Vorteil des Lehrbuches bestehe gleichzeitig darin, dass es nicht bloss Kurvenanalyse des Elektrokardiogramms betreibe, sondern die pathologischen, klinischen und therapeutischen Aspekte der Erkrankung des Herzmuskels miteinbeziehe. Damit werde das Buch auch zu einem Nachschlagwerk für den Praktiker. Die Elektrokardiographie, deren Förderung H. seit Jahrzehnten betreibe, sei mittlerweile die wichtigste Untersuchungsmethode für die Erkennung von Herzmuskelerkrankungen und Kranzaderleiden. Dabei habe H. aber immer wieder darauf hingewiesen, dieses abstrakte Wissen nicht überzubewerten und den kranken Menschen als Ganzes zu betrachten.
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1954
Prof. Dr. Ernst Hadorn
Entwicklungsbiologie/Genetik
Zürich
«[…] wegen seiner bedeutenden Forschungen auf dem Gebiete der Vererbungslehre und der Entwicklungsphysiologie und insbesondere aufgrund seines im Jahre 1955 erschienenen Buches über ‘Letalfaktoren in ihrer Bedeutung für Erbpathologie und Genphysiologie der Entwicklung’. In diesem Werke stellte er, von eigener Erfahrung ausgehend, das Problem der letalen Entwicklung auf dem Gebiete der Zoologie, Botanik, Biochemie und Medizin thematisch dar. Seine Schlussfolgerungen sind für die Heilung gewisser Erbschäden und für die Mutationsprophylaxe im Atomzeitalter von grosser Wichtigkeit.»
Die Gutachter klassierten H.s Werk als eine wertvolle zusammenfassende Gesamtdarstellung der Letalmutanten bei Pflanzen, Tieren und Menschen. Besonders hervorgehoben wurde das Bemühen um eine einheitliche Begrifflichkeit. Experimentell arbeitete H. vor allem an der Fruchtfliege Drosophila, deren Zentralorgan für die Hormonbildung er entdeckte (‘Ringdrüse’). Als für die Erbforschung wichtig galt der Nachweis H.s, dass die Letalfaktoren sich phasenspezifisch (in einem bestimmten Entwicklungsstadium des Erbträgers) sowie zell- und organspezifisch auswirken. In diesem Zusammenhang führte H. gemeinsam mit H.K. Mitchell die papierchromatographische Technik zur Untersuchung von fluoreszierenden Stoffen (Pterinen) bei den Mutanten der Drosophila ein.
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1953
Prof. Dr. Alfred Fleisch
Physiologie
Lausanne
«Es geschah das aus dem Grund seiner im vergangenen Jahre abgeschlossenen und 1954 unter dem Titel ‘Nouvelles méthodes d’étude des échanges gazeux et de la fonction pulmonaire’ publizierten Monographie. Die Fleisch’sche Methode erlaubt genaue Messungen im Bereich der Atmung, Blutzirkulation und des Stoffwechsels. Die Zuerkennung des Preises erfolgt auch in Berücksichtigung des gesamten wissenschaftlichen Lebenswerkes von Professor Fleisch, insbesondere der Forschung auf dem Gebiete der Volksernährung in Mangelzeiten.»
Die zahlreichen von Fl. entwickelten Geräte zur Messung physiologischer Vorgänge zeichneten sich dadurch aus, dass sie viele Messfehler, die bis zu diesem Zeitpunkt aufgrund mangelhafter Modelle entstanden waren, zu beheben vermochten. Fl. ging den Fehlerquellen nach und entwickelte unter anderem ein verbessertes Trockenspirometer (Gerät zur Messung der Änderung der Atemlage eines Menschen) sowie den Metabographen, ein Apparat zur Messung der verschiedenen Intensitäten des Stoffwechsels. Fl. berechnete im Weiteren die Standardmittelwerte des menschlichen Grundumsatzes an Energie getrennt für Geschlecht und Lebensjahre, Werte, die lange Zeit führend waren.
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1952
Prof. Dr. Otto Gsell
Klinische Medizin
Basel
«Es geschah das aufgrund insbesondere seiner im letzten Jahre abgeschlossenen und publizierten Forschungen über Leptospirosen, denen nicht nur grosse, in Fachkreisen allgemein anerkannte wissenschaftliche Bedeutung zukommt, sondern die zugleich auch einen hohen praktischen Nutzen für das menschliche Leben haben.»
Mit Leptospirosen ist diejenige Gruppe von akuten Infektionskrankheiten gemeint, deren Erreger die Bakterienfamilie der Leptospiren sind. In seiner zusammenfassenden Darstellung orientierte G. für jede einzelne Leptospirose über den tierischen Träger des Erregers (Vorkommen, Lebensweise, Ausscheidungen) sowie über Epidemiologie, Ätiologie und Klinik der menschlichen Krankheit. Darin eingearbeitet waren zahlreiche eigene Forschungsresultate, so etwa G.s Beiträge zur Identifizierung der Schweinehüterkrankheit als Leptospirose und nicht als Viruserkrankung (Erreger L. pomona im Urin infizierter Schweine) oder der Nachweis, dass die sogenannte Erbsenpflückerkrankheit vom gleichen Erreger wie das Feldfieber verursacht werde (L. grippothyphosa, übertragen durch das Urin der Feldmäuse).
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1951
Prof. Dr. Anton Fonio
Klinische Medizin
Bern
«[…] in Anerkennung und als Ehrung für die von ihm im massgebenden Jahre 1951 vollendeten und publizierten Monographien über:
1. die dritte Phase der Blutgerinnung;
2. die erblichen und sporadischen Bluterstämme in der Schweiz, und
3. den genuinen Basedow und die Hyperthyreosen,
die Werke sich durch anerkannte wissenschaftliche Bedeutung und Originalität auszeichnen und denen insofern auch unbestreitbarer Nutzen für das menschliche Leben im Sinne von Art. 4 des Statuts der Stiftung zukommt, als sie der Verhütung und Behandlung zahlreicher Erkrankungen dienen, die durch verschiedenartige Störungen der Blutgerinnung hervorgerufen werden.»F. erkannte aufgrund vergleichender elektronenmikroskopischer Studien am Plasma von Säugetieren und Fischen den Thrombozyten-Funktionsdualismus. Dabei geben die beiden Bestandteile der Blutplättchen – Granulomer und Hyalomer – je einen für eine bestimmte Phase der Blutgerinnung charakteristischen Aktivator ab. Weiter realisierte F. mithilfe eines selber entwickelten Retraktiometers die äusserst präzise Messung der Gerinnselschrumpfung. Mit Untersuchungen dieser Art, so das Gutachten, habe er die ärztlichen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten wesentlich vorangebracht, namentlich bei Hämophilie (z.B. Blutergelenke), Embolien (z.B. Antikoagulantien) und Schilddrüsenfunktionsstörungen (z.B. verlangsamte Blutgerinnung als Symptom für Basedow).
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1950
Prof. Dr. Emile Guyénot
Entwicklungsbiologie/Genetik
Genf
«[…] für seine hervorragenden Arbeiten auf dem Gebiete der Physiologie, der Genetik und der Regeneration, und insbesondere für sein im genannten Jahre publiziertes, bedeutsames Werk: ‘La variation’.»
In seiner preisgekrönten Monographie zeigte G. in einem ersten Schritt, wie durch Änderungen der Erbsubstanz bei allen Organismen ständig neue Formen entstehen. Dann befasste er sich mit den Ergebnissen der experimentellen Mutationsauslösung durch Chemikalien und ionisierende Strahlung. Schliesslich wurden die in der freien Natur sich ereignenden Mutationen und ihre biometrische Erfassung im Rahmen von Populationen behandelt und in den Gesamtzusammenhang einer Evolutionslehre gestellt. Daneben habe G. auch in anderen Werken Aussergewöhnliches geleistet, so in seinen elektronenoptischen Chromosomenstudien (Zellkerne der Oozyten von Triton-Molchen), seinen hormonphysiologischen Arbeiten (Harn von schwangeren Meerschweinchen) und in seinen Analysen der Regenerationsphänomene (aus dem Zellmaterial hervorgehende Neubildungen u.a. beim Triton-Molch).
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1949
Prof. Dr. Albert Frey-Wyssling
Molekularbiologie
ETH Zürich
«[…] für seine im Jahre 1949 veröffentlichte Arbeit über Formgestaltung im sublichtmikroskopischen Gebiet […]. Nach langjähriger, systematischer Arbeit, die der Erforschung des im Lichtmikroskop unsichtbaren Feinbaus der Zellwände und Plasmabestandteile bei den Pflanzen galt, stellte er fest, dass die sublichtmikroskopische Morphologie ebenso formvollendete Gestaltungen und komplizierte Formprobleme bietet wie der lichtmikroskopische Kosmos. Es besteht deshalb die Hoffnung, in Zukunft auch den Feinbau der tierischen und menschlichen Zellularsubstanz mit der gleichen Methode aufdecken zu können.»
Die einzigartige Leistung F.s bestehe laut den Gutachtern nicht zuletzt in der Tatsache, dass er den von ihm zuerst nur indirekt erschlossenen Feinbau der Zellbestandteile anschliessend mittels elektronenmikroskopischer Untersuchungen bestätigen konnte. Auf diese Weise sind ihm Abbildungen von verschiedenen seiner Voraussagen gelungen, so vom Schichtenaufbau der Chloroplasten, von der Mikrofibrillenstruktur der Zellwände sowie vom Gelbau von Bakterienzellulose (Retikularstruktur).
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1948
Dr. med. Hans E. Walther
Klinische Medizin/Onkologie
Zürich
«[…] für sein, das Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit darstellendes, grosses Werk: ‘Krebs-Metastasen’, in dem, gestützt auf sehr ausgedehntes Beobachtungsmaterial, alle die das Krebsproblem beschlagenden pathologischen und praktisch-medizinischen Fragen in umfassender und gründlicher Weise dargestellt sind.»
Beobachtungen während seiner radiologischen Praxis hatten W. zur Vermutung geführt, dass zwischen dem Sitz des primären Krankheitsherdes und dem Sitz seiner Ableger gesetzmässige Beziehungen bestehen könnten. Mit jahrelangen Untersuchungen – v.a. auf der Grundlage von Sektionsergebnissen – kam W. auf ein verblüffend einfaches Resultat: Die Verschleppung der Geschwulstzellen von einem Ort zum anderen folgt den Gesetzen von Anatomie und Physiologie der Lymph- und Blutströmung, wobei ein Kava-, Pfortader- oder Leber-, Lungen- sowie ein Zysternentyp unterschieden werden kann. Mit W.s Standardwerk, so die Gutachter, seien die Chirurgen und Radiologen nun imstande zu beurteilen, in welchen Organen bei bekanntem Sitz einer primären Geschwulst Metastasen auftreten könnten, und umgekehrt, wo das Quellgebiet bei bekanntem Sitz einer Metastase zu lokalisieren sei.
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1947
Prof. Dr. Tadeus Reichstein
Organische Chemie
Basel
«[…] für seine hervorragenden Forschungen und Entdeckungen auf dem Gebiete der Vitamine und Hormone. Diese von ihm fortlaufend bis in die letzte Zeit weitergeführten Forschungen stellen sich nicht nur als bedeutsamen wissenschaftlichen Fortschritt dar, sondern es kommt ihnen zugleich sehr hohe praktische Bedeutung für die das menschliche Leben interessierenden Probleme zu.»
Hauptgebiet von Reichsteins Forschungstätigkeit war die Strukturaufklärung und Isolierung der Hormone der Nebennierenrinde, die sich als Sterinabkömmlinge (Steroide) erwiesen, einer Stoffklasse mit einem viergliedrigen Ringsystem als Grundgerüst. Reichstein gelang als erstem die Konstitutionsaufklärung des Corticosterons und des Desoxycorticosterons sowie deren partielle Synthese. Während die therapeutische Eignung von Desoxycorticosteron bei der Addisonschen Krankheit (Nebennierenrinden-Insuffizienz) rasch erkannt wurde, stellte man die entzündungshemmende Wirkung des Cortisons erst einige Jahre später in den USA fest. Bereits 1933 war Reichstein die erste Totalsynthese des Vitamins C gelungen, die sich aber kommerziell als nicht verwertbar erwies. Eine noch im selben Jahr von ihm entwickelte, auf Traubenzucker basierende Synthese des Vitamins C wurde hingegen zur Grundlage für die industrielle Herstellung.
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1946
Prof. Dr. Alexander von Muralt
Physiologie/Neurologie
Bern
«[…] für sein Werk: ‘Die Signalübermittlung im Nerven’. Die durch die Forschungen von Herrn von Muralt nachgewiesenen Veränderungen, die sich im Innern der Nerven bei der Erregungsleitung abspielen, haben für normale und krankhafte Vorgänge des menschlichen Lebens überragende Bedeutung. Es gelang Herrn von Muralt den Beweis zu erbringen, dass nicht nur physikalische Vorgänge, sondern stoffliche Elemente der Übermittlung im Nervensystem zugrunde liegen. Durch seine Forschungen hat eines der spannendsten Probleme der Lebensvorgänge eine Klärung gefunden und es ist daher zu erwarten, dass auch die ärztliche Kunst daraus reichen Nutzen ziehen werde.»
Die Gutachter attestierten v.M. hohes technisches Können, da die Präparation der einzelnen Nervenfasern die Beherrschung spezieller physikalischer Messmethoden und teilweise die Konstruktion neuer Apparaturen voraussetze (optische Aufnahmetechniken). Die Einführung des Begriffs ‘Aktionssubstanz’ für jeden Stoff, der im Aktionszustand des Nervs gebildet oder verändert wird, werde in Forschung und Lehre der Nervenphysiologie anregend wirken. Der Kenntnisstand über das Verhalten der Substanz Aneurin im Zusammenhang mit der Tätigkeit des peripheren Nervs sei durch v.M.s Arbeiten um einiges erhöht worden.
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1945
Prof. Dr. Ernst A. Gäumann
Biologie/Agronomie
ETH Zürich
«[…] für seine hervorragenden Forschungen auf dem Gebiete der Infektionspathologie bei den Pflanzen und speziell für sein im Jahre 1945 veröffentlichtes Werk: ‘Pflanzliche Infektionslehre’, das dem Naturforscher und Biologen grundlegende Einsichten vermittelt und, Wege zur Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten weisend, zugleich von eminent praktischer Bedeutung ist.»
Als Synthese seiner über dreissigjährigen Experimental- und Beobachtungsarbeit im Feld habe G. ein Werk realisiert, das sich auszeichne durch Klarheit der Begriffsbildung, durch die biologische Grundhaltung sowie durch souveräne Kenntnis der morphologischen, physiologischen und aetiologischen Tatsachenreihen. Mit seiner didaktisch geschickten Eingrenzung – G. beschränkte sich auf die drei wichtigsten Erregerklassen Mykosen, Bakteriosen und Virosen – seiner systematischen Gliederung – Infektion, parasitische Eignung des Erregers, Disposition des Wirtes, Manifestationen der Krankheit, Bekämpfung – und seinen häufigen Quervergleichen auf die Human- und Veterinärmedizin könne man schon jetzt von einem eigentlichen Standardwerk sprechen.
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1944
Prof. Dr. Robert Mattey
Entwicklungsbiologie/Genetik
Lausanne
«[…] in Anerkennung seiner Arbeiten auf dem Gebiet der Zytologie und insbesondere der Chromosomen, deren Resultate für die Genetik von höchster Bedeutung sind.»
Im Zentrum von M.s preisgekrönter Arbeit stehen Experimente zur Eientwicklung ohne Befruchtung (Parthenogenese) bei verschiedenen Schabenarten (Saga peda, Pycnoscelus). In parthenogenetischen Zuchten, wo üblicherweise lauter Weibchen auftreten, konnte er als erster geschlechtsreife Männchen nachweisen. Mit subtilen mikroskopischen Untersuchungen sei ihm dabei, so das Urteil der Experten, eine lückenlose Aufklärung der Chromosomenverhältnisse aller Entwicklungsstadien und damit der Beweis dafür gelungen, dass die Spermien hier aufgrund von zwei diploiden Reifeteilungen zustande gekommen sind.
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1943
Prof. Dr. Paul Scherrer
Atomphysik
ETH Zürich
«Es geschah dies in Anerkennung der meisterlichen Art, wie er die Forschungen in seinem Institut geleitet und die Studien auf den beiden Gebieten der Kristall- und Kernphysik gefördert hat – sowie für die im Jahre 1943 abgeschlossene Vervollkommnung der äusserst delikaten Konstruktion des Cyclotrons; dies in Rücksicht auf die hervorragende Bedeutung dieser Apparatur für die Wissenschaft im Allgemeinen und für das menschliche Leben im Besondern.»
Die Studien zur Strukturanalyse von Kristallen mittels Röntgenstrahlen hatte Sch. gemeinsam mit Debye noch in Göttingen ausgeführt. Danach widmete er sich der Piezoelektrizität, d.h. der elektrischen Aufladung der Oberfläche von Kristallen unter Zug und Druck. Die Ergebnisse dieser Arbeiten fanden später technische Anwendung in der Nachrichtenelektronik (Kristallfilter). In den Jahren vor der Preisverleihung leitete Sch. die Konstruktion eines Teilchenbeschleunigers (Cyclotron nach Lawrence) an seinem Institut, um mittels der Zertrümmerung von Atomkernen durch ‘Ionenstrahlen’ besseren Aufschluss zu erhalten über den Atomkern. Seine Forschungsanstrengungen, darin waren sich die Gutachter einig, seien geschehen in der Hoffnung, die Resultate würden in Biologie, Medizin, Chemie zum Nutzen der Menschen Anwendung finden können.
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1942
Prof. Dr. Arthur Stoll
Pharmakologie
Sandoz AG, Basel
«[…] in Anerkennung seiner hervorragenden wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiete der pharmazeutischen Chemie, insbesondere der Herstellung reiner Arzneistoffe aus Drogen. Alle diese Arbeiten sind, einschliesslich derjenigen aus dem Jahre 1942, von sehr grosser Bedeutung für das menschliche Leben und haben dem Herrn Prof. Dr. Stoll bereits die höchste Wertschätzung der wissenschaftlichen Welt eingetragen.»
Zur Zeit der Preisverleihung war St. bereits seit 20 Jahren Leiter der pharmazeutischen Abteilung der Sandoz AG. Sein Verdienst war es, die industrielle Forschung konsequent auf ein akademisches Niveau gehoben zu haben, was ihm zu Beginn der hohen Forschungskosten wegen ständiger Kritik vonseiten des Verwaltungsrates eingebracht haben soll. St. und seinen Mitarbeitern gelang unter anderem die Isolierung der Mutterkornalkaloide (z.B. Ergotamin, Ergobasin) und herzaktiver Glykoside sowie die Herstellung löslicher Calciumsalze. Durch St.s Leistungen gelang für viele aktive Substanzen die Isolierung aus der meist schlecht dosierbaren ‘Gesamtdroge’ zum spezifisch wirksamen und therapeutisch präzis einsetzbaren Einzelstoff.
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1941
Prof. Dr. Hermann Mooser
Infektionskrankheiten
Zürich
«[…] in Anerkennung der grossen wissenschaftlichen Bedeutung und des praktischen Nutzens seiner unermüdlichen, zielbewussten Forschungen und seiner Publikationen, besonders aus dem Jahre 1941, durch die die Kenntnis der Ätiologie, Epidemiologie und Prophylaxe des bekanntlich in Kriegszeiten besonders gefährlichen Fleckfiebers eine sehr wertvolle Förderung erfahren hat – sowie in Würdigung ferner seiner Bemühungen um die Herstellung eines Impfstoffes in der Schweiz zur Bekämpfung des Fleckfiebers.»
M. gelangte aufgrund seiner Forschungen in Mexiko zum Schluss, dass es ausser dem in der Alten Welt bekannten Flecktyphus, der durch Kleiderläuse übertragen wird, noch einen zweiten, amerikanischen, jedoch durch Rattenflöhe übertragenen Flecktyphus geben müsse (murines Fleckfieber von lat. mures, ‘Mäuse’). Unter den über Typhuskrankheiten arbeitenden Forschern entstand in der Folge ein heftiger Streit, ob es sich dabei um zwei verschiedene oder um zwei verwandte Erreger handle und auf welchem Wirt der Erreger die Zeit zwischen den Epidemien überdauere. M. wies nach, dass sich das murine Fleckfieber jederzeit in das ‘klassische’ Fleckfieber umsetzen kann und tatsächlich auch umsetzt und dass beide Erreger eine natürliche, bakterielle Infektion der Nagetiere darstellen (und nicht, wie bis dahin angenommen, ‘inapparent’ auf dem Menschen überleben). Weiter konnte er feststellen, dass zwischen den beiden Infektionsarten eine komplette gekreuzte Immunität vorliegt: eine wichtige Entdeckung für die Suche nach einem Impfstoff und für die Bekämpfung des Erregers.
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1940
Prof. Dr. Friedrich T. Wahlen
Agronomie
EKA
«[…] in Anerkennung der hervorragenden wissenschaftlichen Leistung, die er als Leiter der Sektion für landwirtschaftliche Produktion im eidgenössischen Kriegsernährungsamt bei der Vorbereitung, Begründung und Durchführung des vom Bundesrat geforderten Mehranbaues vollbracht hat.»
Die Gutachter attestierten dem preisgekrönte Werk von W. in einem doppelten Sinn herausragende Qualität: Organisatorisch sei ihm der einzigartige Erfolg gelungen, 200’000 landwirtschaftliche Betriebe auf ein Ziel auszurichten. Wissenschaftlich habe er umfassende naturwissenschaftliche, pflanzenbauliche und betriebstechnische Erkenntnisse zu einem Plan von erstaunlicher Einfachheit und Klarheit synthetisiert. Darin eingeflossen seien namentlich gründliche Kenntnisse der Kulturpflanzen und der Fruchtfolgesysteme in den verschiedenen Teilen der Schweiz, der Möglichkeiten technischer Verbesserungen, der Anbaueignung des Saatgutes verschiedener Herkunft, der im Boden liegenden Düngerkapitalien und schliesslich selbstständige schöpferische Schlussfolgerungen.
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1939
Prof. Dr. Fritz Baltzer
Entwicklungsbiologie/Genetik
Bern
«[…] für seine seit Jahren systematisch betriebenen entwicklungsphysiologischen Forschungen und speziell für seine im Jahre 1939 vollendete Arbeit: ‘Über erbliche letale Entwicklung und Austauschbarkeit artverschiedener Kerne bei Bastarden’. […] Nach dem Befund kompetenter Fachexperten sind diese Arbeiten als Muster experimental-wissenschaftlicher Forschung zu bewerten, denen für die allgemeine Biologie und damit für die menschliche Vererbungsforschung und für das menschliche Leben selbst sehr grosse Bedeutung im Sinne des Statuts der Marcel Benoist Stiftung zukommt.»
Zur Untersuchung der genetischen Rolle von Zellkern und Zellplasma führte B. zahlreiche Experimente an Molch- und Salamanderarten durch. Dabei pflanzte er jeweils in die mittels Schnürung oder Absaugen entkernte Eizelle einen (artfremden) Spermienkern ein, der die Funktion des Zygotenkerns übernehmen sollte. Auf diese Weise sei B. zu wegweisenden Resultaten gekommen: So habe er beispielsweise durch die Beobachtung, dass die Haut eines solcherart gezeugten Bastards die typischen Merkmale jener Art aufwies, die nur durch das entkernte Plasma vertreten war, die Bedeutung des Plasmas für die Übertragung von artspezifischen Entwicklungsfaktoren herausarbeiten können. Oder er habe mit dem ersten Wirbeltier, das sich trotz entfernten mütterlichen Kernmaterials vollständig entwickelte, zeigen können, dass prinzipiell ein einziger Satz von Kernfaktoren genüge, um eine Normalentwicklung zu garantieren. Schliesslich betonten die Experten ganz besonders die Anwendungsmöglichkeiten von B.s Erkenntnissen zur Klärung von zahlreichen menschlichen Missbildungen wie Anencephalie und Acranie.
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1938
Prof. Dr. Leopold Ruzicka
Endokrinologie
ETH Zürich
«[…] für seine hervorragenden synthetischen Arbeiten und Forschungen auf dem Gebiete der Sexualhormone und der Polyterpene […]. Diese Arbeiten sind für verschiedene, das menschliche Leben interessierende Probleme von grösster Bedeutung und haben Herrn Prof. Ruzicka bereits die höchste Wertschätzung der wissenschaftlichen Welt eingetragen.»
Mit seinen Arbeiten zu den Polyterpenen stiess R. die bis dahin herrschende Lehrmeinung um, wonach Kohlenstoffringe mit mehr als acht Ringen nicht existenzfähig seien (Baeyersche Spannungstheorie): Er konnte zeigen, dass sich vielgliedrige Kohlenstoffringe in ihrer Beständigkeit wie offenkettige Polymethylenverbindungen verhalten. R. griff dabei zur Methode der Dehydrierung der Polyterpene zu aromatischen Kohlenwasserstoffen, deren Struktur entweder bekannt oder relativ leicht zu klären war. Indem R. arbeitshypothetisch die bereits früher isolierten menschlichen Sexualhormone als biologische Abbauprodukte des Cholesterins auffasste, gelang ihm die Synthese von Androsteron und Testosteron. Die Entdeckungen R.s fanden in der Riechstoffindustrie (Parfums), in der Medizin und in der pharmazeutischen Industrie Anwendung.
Wo wären wir ohne Wissenschaft und Forschung?
Auf welche Weise die Preisträger Nutzen für das menschliche Leben und damit für die Gesellschaft stiften, zeigen die Auszeichnungen der letzten Jahre.
Jahr
Preisträger/in
Fachgebiet
Hochschule