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1937
Prof. Dr. Charles Dhéré
Analytische Chemie
Freiburg
«[…] in Anerkennung seines Werkes über die Fluoreszenz in der Biochemie. Der Autor beschreibt darin die spektrochemischen Resultate aus seiner 25-jährigen experimentellen Forschung. Diesen Erkenntnissen kommt eine grosse Bedeutung zu, nicht nur für die physikalisch-chemischen Wissenschaften, sondern für sämtliche Biowissenschaften und insbesondere für die Medizin.»
Die Gutachter waren sich einig, dass D.s Arbeit ein Standardwerk für die Technik der Fluoreszenzbestimmung darstelle, also für die quantitative Bestimmung oder den qualitativen Nachweis von sehr geringen Stoffmengen. Bei dieser Technik werden die zu bestimmenden Verbindungen auf chemischem Weg in fluoreszierende Körper überführt und können auf diese Weise bestimmt werden. D. habe die Analysetechnik nicht nur entschieden verfeinert (Tieftemperaturen), sondern als erster die vorher kaum bekannte infrarote Fluoreszenz untersucht. Die Methode, die sich durch eine hohe Empfindlichkeit auszeichnet, komme nicht nur der Chemie, sondern auch der Medizin zugute, da damit beispielsweise auch in vivo Porphyrine, Urobilin, Bilirubin und gewisse Bakterien nachgewiesen werden können.
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1936
Prof. Dr. Alfredo Vannotti
Klinische Medizin
Lausanne
«[…] für seine Forschungen über die Porphyrine und Porphyrinkrankheiten. Durch weitere methodische Abklärung des normalen und pathologischen Porphyrinumsatzes in den Organen des menschlichen Körpers hat Herr Vannotti Therapie und Prophylaxe der Porphyrien auf eine wesentlich sicherere wissenschaftliche Basis gestellt. Insbesondere hat er die Rolle klargelegt, die Störungen des Porphyrinwechsels bei Bleivergiftungen spielen, so dass seinen Untersuchungen besonderer Wert für die Begutachtung dieser Intoxikationen und anderer industrieller Schädigungen zukommt.»
Bei Vannottis Werk, so wurde befunden, handle es sich nicht primär um neue Forschungsergebnisse, sondern um eine souveräne und umfassende Darstellung der funktionellen Beziehungen der Porphyrine zu den veschiedenen Organen, die der Inneren Medizin wichtige Dienste leiste. Porphyrine sind Substanzen, die für den Hämoglobin-, Myoglobin- und Hämsysteme-Stoffwechsel eine Rolle spielen. Hingewiesen wurde auf den Wert des Buches auch für die Gerichtsmedizin, bzw. für die Gewerbehygiene (z.B. Bleivergiftungen), da eine Vermehrung der Porphyrine im Organismus zu schwerwiegenden Symptomen führen kann, etwa zu einer Störung des Nervensystems, Anämie oder zu Hautschäden infolge einer erhöhten Lichtempfindlichkeit.
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1935
Prof. Dr. Jakob Eugster
Endokrinologie/Genetik
Zürich
«[…] für seine Arbeiten: ‘Zur Erblichkeitsfrage der endemischen Struma’ und über ‘Neue Gesichtspunkte in der Prophylaxe gegen den endemischen Kropf und Kretinismus’. Diese Arbeiten sind als grosser Fortschritt in unseren Kenntnissen über die Ursachen des endemischen Kropfes zu bewerten. Der Wert der Untersuchungen von Dr. Eugster liegt vor allem darin, dass an einem sehr weitschichtigen Material gezeigt wird, dass ortsgebundene Faktoren, die sogar auf einzelne Häuser und vor allem auf deren Erdgeschosse streng beschränkt sein können, für die Kropfentstehung ausschlaggebend sind und dass die Erblichkeit dabei keine Rolle spielt.»
Die Gutachter hielten E. s Arbeit für die wichtigste Schrift der vergangenen Jahre zum Thema Kropfentstehung. Durch die soliden statistischen Untersuchungen seien bisherige Vermutungen endlich auf eine gesicherte Basis gestellt worden. E. erstellte genealogische Register, untersuchte Hunderte von Zwillingspaaren und Tausende von Zu- und Abwanderern der endemischen Gebiete. Aus all diesen Beobachtungen konnte der Schluss gezogen werden, dass der endemische Kropf umweltbedingt, also nicht erblich ist. So habe E. mit der Hypothese von der Inzucht als verstärkendem Faktor für Kropfbildung aufräumen können.
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1934
Prof. Dr. Max Askanazy
Onkologie
Genf
«[…] in Anerkennung seiner Krebsforschungen. Diese nach einer strengen wissenschaftlichen Methode durchgeführten Forschungen führten zu höchst interessanten Erkenntnissen für Medizin und Chirurgie.»
A. sah die zentrale Aufgabe der Pathologie in der Systematisierung der Krankheitsursachen (Ätiologie). Damit habe er laut den Gutachtern die in seinem Fach vorherrschende Beschränkung auf die Morphologie durchbrochen und insbesondere die Karzinomforschung entscheidend vorangetrieben. Weiter habe er die ‘Entweder-Oder-Fragestellung’ in der Krankheitslehre mit seiner polyätiologischen Denkweise überwunden: A.s ‘4 Faktor-Theorie der Geschwulstgenese’ führt die Entstehung eines Karzinoms zurück auf das Zusammenwirken von allgemeiner Disposition (z.B. Vererbung), örtlicher Disposition (geographische Pathologie), exogener Reize (z.B. Parasiten) und endogener Reize (intrazellulär).
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1933
Prof. Dr. Robert Doerr
Infektionskrankheiten
Basel
«[…] für sein im Laufe des Jahres 1933 bearbeitetes und seither im Druck erschienenes Werk ‘Filtrierbare Virusarten’[…]. In diesem Werke hat Hr. Prof. Doerr mit grosser Gründlichkeit und Objektivität das für den Mediziner und den Biologen ausserordentlich wichtige Problem erforscht, ob es sich bei den Viruskrankheiten der Menschen und Tiere um belebte oder um nicht belebte, unsichtbare Erreger handelt und damit die Wissenschaft in der Erkenntnis gewisser Krankheitserreger einen auch für die Bekämpfung der betreffenden Krankheiten sehr bedeutungsvollen Schritt weitergebracht.»
Unter ‘filtrierbaren Virusarten’ verstand man damals diejenigen Krankheitserreger, die mit dem Lichtmikroskop nicht erkennbar sind und die einen bestimmten Filter im Gegensatz zu den Bakterien noch passieren können. Es handelt sich also um eine – für die Zeit vor dem Elektronenmikroskop einzig mögliche – versuchstechnische Definition von Viren als Gesamtgruppe. Für dieses Gebiet, so die Gutachter, habe D. mit dem preisgekrönten Werk eine Synthese der Forschung des letzten Vierteljahrhunderts realisiert. Es sei ihm gelungen, einerseits die ‘Weltliteratur’ kritisch aufzuarbeiten und gleichzeitig die eigenen Untersuchungsschwerpunkte beim Menschen (z.B. Herpes- und Encephalitisviren), bei Tieren (z.B. Hühnersarkomvirus) und bei Pflanzen (z.B. Tabakmosaikvirus) einzubringen.
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1932
Prof. Dr. Maurice Lugeon
Ingenieurwissenschaften
Lausanne
«[…] in Anerkennung seines Werks ‘Barrages et géologie’. Mit der Veröffentlichung dieses grundlegenden Werks, das nach langjähriger Erfahrung entstand, trug Maurice Lugeon bedeutend zur Verbesserung unserer Kenntnisse über die Bauweise von Talsperren bei und leistete Wissenschaft und Gesellschaft einen grossen Dienst.»
L.s Buch entstand in der Absicht, den Bauingenieuren die nötigen Einsichten zu vermitteln über das optimale Zusammenspiel zwischen Talsperren und den physikalisch-chemischen Eigenschaften der im Bereich der Werke auftretenden Gesteinsarten. Dies sei ausserordentlich verdienstvoll, so die Gutachter, denn damit werde eine grosse Lücke im Grenzgebiet zwischen Geologie und Ingenieurwissenschaften ausgefüllt: Die meisten bisherigen Katastrophen im Staudammbau seien nämlich wegen mangelnder Kenntnis und fehlender Berücksichtigung der geologischen Verhältnisse entstanden.
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1931
Prof. Dr. Walter R. Hess
Physiologie/Neurologie
Zürich
«[…] für seine neuesten Arbeiten über die Regulierungen des Blutkreislaufes und der Atmung, über die Methodik der lokalisierten Reizung und Ausschaltung subkortikaler Hirnabschnitte und über den Schlaf. Die Kommission misst diesen Arbeiten in wissenschaftlicher und in praktischer Beziehung sehr grosse Bedeutung bei. Auf streng wissenschaftlichen Methoden aufgebaut, mit geradezu bewunderungswürdiger Gründlichkeit und Sorgfalt ausgeführt, bedeuten sie in der Tat ein Muster wissenschaftlicher Forschung, die für das menschliche Leben zweifellos hohen Nutzen verspricht.»
Die Regulationsmechanismen der Zirkulation und der Atmung analytisch scharf dargestellt und mit viel Quellenmaterial belegt zu haben war im Urteil der Berichterstatter das grosse Verdienst der Hessschen Arbeiten. Ebenfalls um das Problem der Regulation und Koordination (vegetatives Nervensystem) ging es ihm bei seinen Forschungen zur Reizmethodik des Hirnstamms, für die er mikroskopische Serienschnitte von Katzenhirnen verwendete. Auf diese Weise konnte er experimentell die Lage des Schlafzentrums im Gehirn nachweisen und die Hypothese untermauern, wonach der Schlaf ein biologisches Phänomen des Regulierungssystems des autonomen Nervensystems darstellt.
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1930
Prof. Dr. Aloys Müller
Physiologie
Freiburg
«[…] für seine Arbeiten ‘Experimentelles zur Hydromechanik und Hämodynamik’ und ‘Einführung in die Mechanik des Kreislaufs’. Die von Hrn. Dr. Müller durchgeführten Arbeiten haben nicht nur einen theoretischen Wert; sie gestatten dem Arzte präzisere Methoden der Pulsuntersuchung in die Hand zu geben, durch die die diagnostischen und prognostischen Schlüsse an Sicherheit gewinnen werden und die Therapie der Herzkrankheiten zweifellos gefördert wird.»
M. unternahm mathematisch-physikalische Berechnungen und Messungen, um den Gesetzmässigkeiten von bewegten Flüssigkeiten auf die Spur zu kommen. Seine Untersuchungen setzten sich zusammen aus mathematischen Deduktionen und Versuchen mit einem Schlauchsystem, die er mit Messungen an Tieren verglich. Mit seiner dynamischen Pulsuntersuchung bestimmte M. drei vom Gefässdurchmesser unabhängige Richtgrössen, was vor allem von Pathologen als bedeutsame Leistung gewürdigt wurde. Als besonders verdienstvoll hervorgehoben wurde die Tatsache, dass M. die Experimente in seinem privaten Labor neben seiner Tätigkeit als praktizierender Arzt durchführte.
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1929
Prof. Dr. Paul Niggli
Mineralogie
Zürich, ETH Zürich
«[…] für seine Arbeiten aus den Gebieten der Mineralogie, Kristallographie u. Petrographie. [Sie] haben grosse neue Gebiete der wissenschaftlichen Forschung und der praktischen Auswertung erschlossen und sind also von hervorragender Bedeutung nicht nur für die Wissenschaft und die wirtschaftliche Entwicklung im allgemeinen, sondern in gewissem Sinne selbst auch für das menschliche Leben.»
Erstens betonten die Experten N.s grossen Beitrag im Bereich der Mineralogie, namentlich bei der Herausarbeitung von Verteilungsgesetzen der Rohstoffe im Erdinneren. Wie wenig anderen sei es N. gelungen, diese ‘Lagerstättekunde’ einerseits nach oben mit den erdgeschichtlichen Grossvorgängen zu verknüpfen und gleichzeitig nach unten in petrographisch fundierten Anwendungen zu konkretisieren. Zweitens habe N. die kristallographische Forschung entscheidend vorangetrieben mit Arbeiten zum Symmetrieprinzip und zum Zusammenhang zwischen Geometrie und Dynamik der Atomlagen (Translation und Schiebung), mit grossen Folgen für Wissenschaft (Atomphysik) und Technik (Materialkunde).
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1928
Prof. Dr. Jules Gonin
Ophthalmologie
Lausanne
«[…] für seine Methode zur Behandlung der Netzhautablösung. Mit der Entdeckung der Ursache dieser Erkrankung und deren effizienter Behandlung, dank der sich eine Erblindung verhindert lässt, leistete Jules Gonin der Wissenschaft und der Menschheit einen unschätzbaren Dienst. Seine bahnbrechenden Leistungen werden in das goldene Buch der Ophthalmologie eingehen.»
G. gelangte aufgrund seiner anatomischen und ophthalmoskopischen Studien zu Ergebnissen, die damals als prinzipiell neu bezeichnet werden konnten. Frühere Anschauungen waren davon ausgegangen, dass die Netzhautablösung ihre erste Ursache in einem entzündlichen Prozess im Augeninnern habe. G. diagnostizierte dagegen einen Riss in der Netzhaut als conditio sine qua non. Davon ausgehend entwickelte er zur Heilung dieses bis dato praktisch als unheilbar geltenden Leidens eine erfolgreiche Operationstechnik: Man berechnet mittels Augenspiegel die genaue Lage des Risses, greift ihn durch die Lederhaut von aussen her an und versucht den Verschluss mittels Einstechen einer glühenden Nadel, die eine Schrumpfung des Gewebes verursacht (Ignipunktur).
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1927
Prof. Dr. Hermann Sahli
Klinische Medizin
Bern
«[…] für die 7. Auflage seines ‘Lehrbuches der klinischen Untersuchungsmethoden’. Diesem Werk, das von den klinischen Methoden zur Erkennung und Behandlung der Krankheiten handelt, kommt grösste wissenschaftliche und praktische Bedeutung zu; es wird den Studierenden, dem praktischen Arzte und den Hochschuldozenten die wertvollsten Dienste leisten, da es neben den zahlreichen und sehr bedeutungsvollen eigenen Forschungen Prof. Sahlis die neuesten Errungenschaften auf dem Gebiete der internen Medizin überhaupt berücksichtigt und also nach allgemeiner Auffassung der Fachgelehrten unübertroffen ist.»
Das Lehrbuch wird im Allgemeinen als S.s Lebenswerk bezeichnet, wobei die 7. Auflage eine vollständige Neubearbeitung des Gegenstandes darstellt, in die neue Überlegungen, Methoden, eigene Forschungsresultate und solche von Kollegen aufgenommen wurden. Wichtige neubearbeitete Kapitel behandelten den Blutkreislauf, die (Elektro-)Kardiographie, Perkussion, Auskultation; im Weiteren die physikalische Diagnostik der Lungentuberkulose sowie Methoden der Magen-Darm-Untersuchung. Hervorgehoben wurden die Vollständigkeit und kritische Überlegenheit der Darstellung und S.s Talent zur Synthese: bekannt war seine Ablehnung des ‘Organspezialistentums’. S.s Lehrbuch und Wirken – er war ein äusserst beliebter Lehrer – betone den Stellenwert der Inneren Medizin und der Diagnostik in einer Zeit der ‘Ultra-Chirurgie’.
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1926
Prof. Dr. Emile Argand
Geologie
Neuenburg
«[…] für sein Werk ‘La tectonique de l’Eurasie’ und die dazugehörige Karte (Ausgabe 1926). Sie [die Kommission] anerkannte damit den Wert und die Bedeutung dieses wichtigen Werks aus wissenschaftlicher und praktischer Sicht und ehrte die hohe Qualität aller Forschungsarbeiten des Preisträgers.»
Die Gutachter attestierten A.s Werk bahnbrechende Wirkung nicht nur für die Forschung des besprochenen Raums, sondern für die Geologie überhaupt. Mit imponierender Konsequenz habe A. die Theorien der Kontinentaldeformation (E. Suess) und der Kontinentalverschiebung (A. Wegener) ausgebaut und zu einer umfassenden Theorie der Erdgeschichte synthetisiert. Damit sei die tektonische Geologie recht eigentlich in eine neue Aera überführt worden (Mobilismus). Sachlich und der Entstehung nach ist A.s Karte integraler Bestandteil des Textbandes. Mit einer Kombination stratigraphischer und tektonischer Methoden habe A. eine einzigartige Umsetzung seines nicht leicht verständlichen Buches erreicht.
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1925
Prof. Dr. Alfred Gysi
Zahnmedizin
Zürich
«[…] für sein im Jahre 1926 erschienenes Werk ‘Artikulation’. Mithilfe der von ihm erfundenen und speziell im Jahre 1925 noch wesentlich verbesserten Apparate (Messbogen und Artikulator) sowie der auch von ihm neu geschaffenen sog. Anatoformzähne ist es Professor Gysi gelungen, Prothesen herzustellen, die alle früheren in Bezug auf das Kauvermögen weit übertreffen und so in hohem Masse geeignet sind, die menschliche Gesundheit und damit menschliches Leben zu erhalten.»
Mit seinen Studien zum Kaumechanismus erlangte G. internationales Ansehen, da er als erster Morphologie, Kinematik, Statik und Dynamik des Gebisses, bzw. der Kieferbewegung verband. Mit seinem Messbogen könne nun, so das Urteil der Gutachter, die Kaubewegung jedes Patienten individuell gemessen werden, um dann mittels Artikulator (Gerät, das diese Bewegung auf ein Gebissmodell überträgt) eine möglichst optimale Anpassung der Prothese zu erreichen. Die Qualität (Form, Sitz, Kauvermögen) von Prothesen werde dadurch erheblich verbessert, zumal G. praktisch interessiert war und sich auch mit Problemen der Gebissanfertigung, der Abdruckmethoden und mit Materialfragen beschäftigte.
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1924
Prof. Dr. Heinrich Zangger
Toxikologie
Zürich
«[…] für sein im Jahre 1924 erschienenes Werk ‘Vergiftungen’. Durch dieses Werk hat Professor Zangger als erster auf die mit der Entwicklung der Technik zusammenhängenden mannigfachen neuen Vergiftungsgefahren hingewiesen, wertvolle Wegleitungen für ihre Bekämpfungen, sowie für die Diagnostizierung der durch Vergiftungen verursachten Krankheitserscheinungen und damit für die Verbesserung der Therapie und Prophylaxe gegeben.»
Die Gutachter stimmten überein, dass Z. mit seinem Werk eine Synthese der modernen Toxikologie verfasst habe, die medizinische, physiologische, chemische, technische und rechtliche Aspekte vereine. Z. wies besonders auf die vielen Neben- und Abfallprodukte, auf Hilfsstoffe und Verunreinigungen hin, die bei der industriellen Produktion entstehen und deren Wirkungen noch nicht genügend geklärt waren (z.B. Arsen, Phosphor, Fluor). Weil viele dieser Stoffe ‘unanschaulich’ seien, also nicht direkt wahrnehmbar, würden deren Folgen noch weitgehend unterschätzt. Z.s Werk wurde von den Gutachtern deshalb als pionierhaft und nützlich beurteilt, weil die Umwälzungen in der Lebensmittelproduktion und in der industriellen Fabrikation noch nicht genügend ins gesellschaftliche Bewusstsein eingedrungen seien.
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1923
Prof. Dr. Albert Heim
Geologie
Zürich
«Die Kommission war einhellig der Überzeugung, dass Heims Werk auf Jahrzehnte hinaus nicht nur für die geologische Erforschung der Schweiz grundlegend bleiben, sondern auf die Entwicklung der geologischen Wissenschaft überhaupt fördernd wirken und damit zugleich von hohem praktischem Nutzen sein werde.»
H. habe mit seiner Geologie der Schweiz ein lange vermisstes Standardwerk geschaffen, das alle Teile des Landes in gleicher Weise nach geologischer Zusammensetzung und Aufbau darstelle und nach leitenden allgemeinen Gesichtspunkten und Gesetzmässigkeiten gliedere. Besonders positiv werteten die Gutachter die auch im internationalen Vergleich hervorragende Syntheseleistung sowie die selbst für Nichtgeologen gute Verständlichkeit. Dadurch werde die praktische Nutzbarmachung stark erleichtert: Zur Lösung von zentralen gesellschaftlichen Aufgaben wie Energieversorgung (Kohle, Staudämme), Verkehr (Strassen- u. Tunnelbau), Versorgung (Trinkwasser, Salz) und Schutz vor Naturkatastrophen (Überschwemmungen, Bergstürze) stehe mit H.s Werk ein umfassendes wissenschaftliches Hilfsmittel zur Verfügung.
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1922
Prof. Dr. Paul Karrer
Organische Chemie
Zürich
«Die Kommission hat damit die strenge Wissenschaftlichkeit und die hervorragende theoretische und praktische Bedeutung der Forschungen des Hrn. Prof. Dr. Karrer über den Aufbau der polymeren Kohlenhydrate anerkannt. Diese Forschungen ergänzte und bereicherte er durch mehrere Publikationen aus dem Jahre 1922 bis Ende März 1923 in wertvoller Weise.»
Karrer wollte in den preisgekrönten Arbeiten Aufschluss erhalten über Aufbau und Molekülgrösse zuckerunähnlicher Kohlenhydrate (z.B. Stärke , Glykogen, Inulin, Cellulose), ein Ziel, das er mit zum Teil neuen Methoden erreichte (Methylierung, Acetylbromidspaltung, Analyse der Alkalihydroxid-Additionsverbindungen). Er konnte zeigen, dass das Stärkemolekül um einiges kleiner ist als bis zu diesem Zeitpunkt angenommen und dass Stärke, Glykogen und Cellulose auf einen gemeinsamen Baustein, die Glucose, zurückzuführen sind. Berühmt – er erhielt 1937 den Nobelpreis für Chemie – wurde Karrer allerdings für die Strukturaufklärung des Vitamins A, für die erste Synthese des Vitamins B2 und für seine umfassenden Arbeiten zu den Carotinoiden. Sein Lehrbuch der organischen Chemie war während Jahrzehnten ein unumgänglicher Klassiker für alle Studierenden des Fachs.
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1921
Dr. h.c. Conrad Brunner
Klinische Medizin/Chirurgie
Zürich
«Die Kommission hat damit die hervorragende theoretische und praktische Bedeutung der Forschungen des Herrn Dr. Brunner auf dem Gebiete der Wunddesinfektion und Wundbehandlung anerkannt, deren Krönung in seiner Publikation des Jahres 1921 über Oberflächen- und Tiefendesinfektion der Wunden liegt.»
B. klärte mittels klinischer, bakteriologischer und experimenteller Untersuchungen die Wirksamkeit der verschiedenen zeitgenössischen Wunddesinfektionsmethoden. Er konnte dabei den Nachweis erbringen, dass seine eigene Methode, die Brunnersche Jodalkoholdesinfektion, die weitaus besten Garantien bietet gegen das Auftreten von Wunderkrankungen, etwa im Vergleich mit anderen antiseptischen Behandlungsmethoden wie Excision und Primärnaht, Carrel’sche Spülung, Lymphlavage nach Wright sowie Vuzindesinfektion (Chininderivat). Diese Erkenntnis, so die Gutachter, habe sich auch klinisch bewährt und sei insbesondere für die Chirurgie von grossem Nutzen.
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1920
Prof. Dr. Maurice Arthus
Immunologie
Lausanne
«[Die Kommission] anerkannte damit den grossen Wert der Arbeiten des Preisträgers. Diese sind sowohl aus theoretischer als auch aus praktischer Sicht von grundlegender Bedeutung für die allgemeine Biologie und Pathologie. Die Zusammenfassung und Krönung seiner Arbeiten bildete sein Anfang 1921 veröffentlichtes Werk ‘De l’anaphylaxie à l’immunité’.»
Die von Richet entdeckte Anaphylaxie, eine akute allergische Allgemeinreaktion auf intravenös oder intramuskulär verabreichte fremde Eiweisskörper bei bestehender, aktiv oder passiv erfolgter Sensibilisierung, die tödlich verlaufen kann (anaphylaktischer Schock), sei bis zu den Arbeiten A.s als nicht weiter erklärbares Phänomen betrachtet worden, erklärten die Gutachter. A. wies anhand von Experimenten an Tieren die Sero-Anaphylaxie nach: Ein serumbehandeltes Tier reagiert auf ein gespritztes Toxin anaphylaktisch, ein nichtbehandeltes Tier zeigt keine Reaktion. Indem A. die Bedingungen und Reaktionsformen der Anaphylaxie beschrieb, habe er einen wichtigen Beitrag für die menschliche Pathologie und die Immunitätsforschung geleistet.
Wo wären wir ohne Wissenschaft und Forschung?
Auf welche Weise die Preisträger Nutzen für das menschliche Leben und damit für die Gesellschaft stiften, zeigen die Auszeichnungen der letzten Jahre.
Jahr
Preisträger/in
Fachgebiet
Hochschule