«In Anerkennung der tiefgreifenden Neuerungen im Studium der Philosophie des Mittelalters und deren Geschichte, dank eines innovativen und interdisziplinären methodischen Ansatzes, der insbesondere den bedeutenden Beitrag von Laien und nichtakademischen Kreisen zur damaligen Philosophie hervorhebt.»
Die Geschichte der Philosophie des Mittelalters wird aufgrund von Dokumenten und Manuskripten geschrieben, die zuerst übertragen, herausgegeben und gemäss den Regeln der Schriftgelehrten übersetzt werden müssen, um daraus philologisch ausgearbeitete Objekte zu machen. Der nächste Schritt besteht darin, diese Objekte ihrer Epoche zurückzugeben: Ein Text entspringt in der Tat nicht dem Nichts, erst in einem Zusammenhang nimmt er Gestalt an. Die Argumente, Überlegungen und Systeme der Philosophen haben nie im leeren Raum existiert, sondern in einer realen Gesellschaft mit ihren Spannungen und Widersprüchen: Männer und Frauen, Geistliche und Laien, Mächtige und Bescheidene, Guelfen und Ghibellinen… Auch das Projekt von Ruedi Imbach führt den Gedanken an seinen Geburtsort zurück. Auf einen Schlag tauchen die Ziele auf, verkörpert sich die Metaphysik, und die intellektuelle Landschaft wird verfeinert, sogar feminisiert. Die Debatten nehmen ihren Lauf. Im europäischen mittelalterlichen Wissen rückt Imbach alles, was von den Völkern und den sozialen Randgruppen geleistet wurde, ins rechte Licht. Man denkt zuerst an den Orient und insbesondere an die arabischen Philosophen, die die aristotelischen Grundlagen der mittelalterlichen Philosophie entscheidend bereichert haben. Man denkt aber auch an die Laien, Männer und Frauen, die dank ihrer Verbundenheit mit den Gewohnheiten der Zivilgesellschaft und des Gebrauchs der Volkssprache, deren vielfältigen Reichtum Imbach aufzeigt, dem klerikalen Modell eine andere Form der Philosophie zur Seite gestellt haben.