«[…] für seine hervorragenden Forschungen und Entdeckungen auf dem Gebiete der Vitamine und Hormone. Diese von ihm fortlaufend bis in die letzte Zeit weitergeführten Forschungen stellen sich nicht nur als bedeutsamen wissenschaftlichen Fortschritt dar, sondern es kommt ihnen zugleich sehr hohe praktische Bedeutung für die das menschliche Leben interessierenden Probleme zu.»
Hauptgebiet von Reichsteins Forschungstätigkeit war die Strukturaufklärung und Isolierung der Hormone der Nebennierenrinde, die sich als Sterinabkömmlinge (Steroide) erwiesen, einer Stoffklasse mit einem viergliedrigen Ringsystem als Grundgerüst. Reichstein gelang als erstem die Konstitutionsaufklärung des Corticosterons und des Desoxycorticosterons sowie deren partielle Synthese. Während die therapeutische Eignung von Desoxycorticosteron bei der Addisonschen Krankheit (Nebennierenrinden-Insuffizienz) rasch erkannt wurde, stellte man die entzündungshemmende Wirkung des Cortisons erst einige Jahre später in den USA fest. Bereits 1933 war Reichstein die erste Totalsynthese des Vitamins C gelungen, die sich aber kommerziell als nicht verwertbar erwies. Eine noch im selben Jahr von ihm entwickelte, auf Traubenzucker basierende Synthese des Vitamins C wurde hingegen zur Grundlage für die industrielle Herstellung.