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2023
Prof. Dr. Ted Turlings
Chemische Ökologie
Unviersität Neuenburg
Wenn Pflanzen über Gerüche kommunizieren
Ted Turlings’ Forschung entwickelte sich aus einer grundlegenden Entdeckung, die er 1990 machte: Pflanzen können sich gegen Schädlinge verteidigen, indem sie flüchtige Verbindungen – Geruchsstoffe – produzieren und so deren Fressfeinde anlocken. Die Arbeit von Turlings’ Team reicht von der Grundlagenforschung bis hin zur angewandten Forschung. Sie hat neue Wege für eine Reduktion des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft eröffnet. Der Ansatz, auf die natürlichen Feinde von Schädlingen zurückzugreifen, wird als «biologische Schädlingsbekämpfung» bezeichnet. Diese ist ein entscheidendes Element nachhaltiger Landwirtschaft, da Schädlinge weltweit bis zu vierzig Prozent der Ernten vernichten.
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2022
Prof. Dr. Ursula Keller
Experimentalphysik
ETH Zürich
Grenzen der ultraschnellen Laser-Physik verschoben
Ursula Keller hat mit der sogenannten SESAM-Technologie (Semiconductor Saturable Absorber Mirror) die Anwendungsmöglichkeiten von Festkörperlasern revolutioniert. Dank diesen Halbleitern wurde es möglich, Materialien mit hochpräzisen Laserstrahlen zu bearbeiten, ohne sie zu beschädigen.
Das Prinzip von SESAM wird heute vielfältig in praktischen Anwendungen genutzt: beim Schneiden von Materialien, in der optischen Kommunikation, bei der Produktion von Computern und Smartphones oder auch in der Medizinaltechnik, wo Laserblitze etwa als Skalpell bei Augenoperationen eingesetzt werden. Des Weiteren lässt sich die ultraschnelle Lasertechnik für die Entwicklung von hochpräzisen Messinstrumenten nutzen.
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2021
Prof. Dr. Thomas Berger
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Universität Bern
Neue Formen der Psychotherapie
Thomas Berger ist ein Pionier in der Entwicklung, Testung und Umsetzung von Therapien zur Prävention und Behandlung von psychischen Problemen und Störungen mittels digitaler Hilfsmittel wie Apps und Webseiten. Die von Berger entwickelten internetbasierten Selbsthilfeprogramme bieten gerade auch schwer zu erreichenden Patientengruppen einen niederschwelligen Zugang zu wirksamen Behandlungen. Auch die klassischen Therapieformate werden mit sogenannten Blended Treatments, welche Online-Behandlungen mit Offline-Therapiesitzungen kombinieren, noch erfolgsversprechender.
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2020
Prof. Dr. Rudolf Aebersold
Systembiologie
ETH Zürich/Universität Zürich
Pionierarbeit in der Systembiologie
Der Systembiologe Rudolf Aebersold zählt zu den Gründervätern der Proteomik. Er hat die Betrachtung der biochemischen Prozesse, welche in einer menschlichen Zelle ablaufen, mit neuen Messverfahren der Massenspektrometrie revolutioniert. Damit legte er einen wichtigen Grundstein für die personalisierte Medizin der Zukunft. Seine Grundlagenforschung findet auch in der Früherkennung von Krankheiten wie beispielsweise Krebs praktische Anwendung.
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2019
Prof. Dr. Nicola Spaldin
Materialforschung
ETH Zürich
Bahnbrechnede Forschung zu Multiferroika
Nicola Spaldin, Professorin für Materialtheorie der ETH Zürich, wird für ihre bahnbrechende Forschung zu Multiferroika mit dem Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist ausgezeichnet. Sie legte damit die Grundlage für eine neue Technologie ultraschneller und energieeffizienter Datenspeicherung. Mittels theoretischer Analysen und Computersimulationen untersuchte Nicola Spaldin als junge Wissenschaftlerin, wieso Multiferroika so selten vorkommen und wie neue Materialien mit diesen Eigenschaften entwickelt werden können. Ihre Arbeiten belebten den Forschungszweig zu Multiferroika von neuem.
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2018
Prof. Dr. Lars-Erik Cederman
Internationale Konfliktforschung
ETH Zürich
Erkenntnisse zur politischen Friedensbildung und zum Einbezug von ethnischen Minderheiten.
Der Konfliktforscher Lars-Erik Cederman konnte aufzeigen, dass regionale Autonomie für ethnische Minderheiten und ihr Einbezug in politische Entscheide für einen dauerhaften Frieden zentral sind. Ebenso wichtig sind eine ausgewogene Verteilung von Wohlstand und Grundversorgung.
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2017
Prof. Dr. Thomas Stocker
Klimaforschung
Universität Bern
Beitrag zum besseren Verständnis der Komplexität des weltweiten Klimasystems und den sich abzeichnenden Klimaveränderungen
Thomas Stocker, Professor an der Universität Bern, ist national und international eine der Schlüsselpersonen in der Klimaforschung. Anhand von Modellierungen und Eiskernbohrungen konnte er die Klimaveränderungen und die sich daraus ergebenden Konsequenzen aufzeigen. Seine Forschungserkenntnisse haben gemäss Stiftungszweck eine hohe Bedeutung für das menschliche Leben und betreffen eine der wichtigsten Herausforderungen der heutigen Gesellschaft.
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2016
Prof. Dr. Johan Auwerx
Ernährungswissenschaften
ETH Lausanne (EPFL)
Mitochondrien und ihre Rolle im Stoffwechsel
Johan Auwerx, Ernährungsforscher und Professor an der ETH Lausanne (EPFL), wird mit dem Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist für seine Arbeit über Mitochondrien und deren Rolle im Stoffwechsel ausgezeichnet. Er hat massgebliche Entdeckungen gemacht, wie Nährstoffe mit den Körperzellen interagieren und bestimmte Reaktionen auslösen wie Abbau von Fettzellen oder Eindämmung von Stoffwechselkrankheiten. Mit seinen Erkenntnissen leistet er entscheidende Beiträge für unsere Lebensqualität.
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2015
Prof. Dr. Laurent Keller
Mikrobiologie
Lausanne
Wenn das Verhalten von Ameisen Rückschlüsse auf das menschliche Zusammenleben zulässt
Professor Dr. Laurent Keller, Direktor des Instituts für Ökologie und Evolution der Universität Lausanne, ist einer der bekanntesten Forscher in der Schweiz auf dem Gebiet der Evolutionsbiologie und geniesst auch international ein hohes Ansehen. Sein Forschungsobjekt sind die Ameisen. Mit seinen bahnbrechenden Experimenten hat er wichtige Beiträge zum besseren Verständnis der natürlichen Selektion und des Sozialverhaltens in Tiergemeinschaften geleistet. Aus diesen Erkenntnissen lassen sich Rückschlüsse auf das menschliche Zusammenleben gewinnen, wie der Umgang mit Stress oder Alterungsprozessen. Auch hat er beispielsweise gezeigt, wie sich nach Verhaltensart der Ameisen programmierte Roboter im Schwarm effizienter einsetzen lassen.
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2014
Prof. Dr. Nicolas Gisin
Quantenphysik
Genf
Wenn die Quantenphysik Lösungen zur Verschlüsselung hochvertraulicher Daten anbietet
Nicolas Gisin hat bereits in den 1990er-Jahren als einer der ersten Physiker verstanden, wie Quanten, also die kleinsten bisher bekannten Objekte, über Glasfasernetze übermittelt werden können und welches enorme Potenzial in der konkreten Anwendung dieser zukunftsträchtigen Erfindung steckt. Es gelang ihm, einen kryptographischen Schlüssel – die Grundlage der Kryptografie – über Industriefasern über mehrere Kilometer Länge zu übertragen. Mit der Übermittlung dieses Schlüssels, der durch die Gesetze der Quantenphysik gesichert und damit absolut zufällig und vertraulich ist, schaffte die Quantenkommunikation den Eintritt in die reale Welt und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit von Informationssystemen.
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2013
Prof. Dr. Michael Grätzel
Chemie
ETH Lausanne (EPFL)
Wenn Solarzellen ähnlich wie Pflanzenblätter funktionieren
Michael Grätzel, Chemiker, ist der Erfinder einer neuen Solarzelle, die Sonnenlicht in Elektrizität umwandelt. Die durch Farbstoff sensibilisierte Zelle ahmt den natürlichen Prozess der Photosynthese in grünen Pflanzen nach, wobei der sensibilisierende Farbstoff die Aufgabe des Chlorophylls übernimmt. Im Gegensatz zu den sonst üblichen teuren Siliziumzellen benutzt die „Grätzelzelle“ relativ preiswerte Materialien. Sie stellt damit einen der vielversprechendsten Ansätze zur Ausnutzung von Sonnenenergie dar und kann eine ganz besondere Rolle bei der Erzeugung von Elektrizität in Kleinanlagen, zum Beispiel auch in Gebieten der Dritten Welt, spielen.
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2012
Prof. Dr. Michael N. Hall
Molekularbiologie
Basel
Wenn eine Zelle genau zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort wächst, um ein Organ zu bilden
Michael N. Hall, Molekularbiologe, entdeckte, dass das Protein TOR eine zentrale Rolle als Steuerelement von Zellwachstum und Stoffwechsel spielt. Seine Forschung führte zu einer fundamentalen Änderung im Verständnis des Zellwachstums. Dieses ist – wenn ausreichend Bausteine (Nährstoffe) verfügbar sind – ein hochstrukturierter, plastischer Prozess, der durch TOR-abhängige Signalwege kontrolliert wird. Das Protein TOR übernimmt eine Schlüsselrolle bei Entwicklungs- und Alterungsprozessen und ist an vielen Krankheiten – u. a. Krebs, kardiovaskulären Erkrankungen, Diabetes und Adipositas – beteiligt. Seine Identifizierung hat in vielversprechenden Therapieansätzen zur Behandlung dieser Erkrankungen resultiert.
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2011
Prof. Dr. Michele Parrinello
Physik
Lugano
Wenn Computer chemische Prozesse simulieren können
Der Physiker Michele Parrinello entwickelte 1985 zusammen mit Roberto Car eine Methode, mit der man chemische Reaktionen am Computer simulieren kann. Das Bemerkenswerte dabei ist, dass zwei eigentlich unvereinbare Bereiche der Physik miteinander vereint wurden: die Dichtefunktionaltheorie, die das Verhalten von Elektronen beschreibt, und die Moleküldynamik. Weil man zur Simulation einer Bewegung den genauen Ort und die Geschwindigkeit von Elektronen ermitteln müsste – was bei Elektronen nicht bestimmbar ist – erfanden die beiden Wissenschaftler auf mathematisch solider Basis eine fiktive Dynamik der Elektronen. Diese Methode ist so effektiv, dass der Computer sogar Reaktionen in Proteinen vorhersagen kann. So können nicht nur neue Medizinpräparate ermöglicht und Proteine designt werden, sondern auch neuartige Katalysatoren für unterschiedlichste chemische Prozesse am Rechner entwickelt werden.
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2010
Prof. Dr. Daniel Loss
Physik
Basel
Wenn Superrechner Probleme lösen, die heute als praktisch unlösbar gelten
Daniel Loss, Physiker, befasst sich mit Quantenphänomen in magnetischen und elektronischen Nanosystemen und ist ein führender Experte auf dem Gebiet der Quanteninformation und der Festkörperphysik. In einer Reihe von bahnbrechenden Arbeiten wurde ein Konzept zur Realisierung eines Quantencomputers vorgeschlagen: Superrechner, die Probleme, die heute als praktisch unlösbar gelten, effizient lösen könnten. Seine Arbeiten sind weltweit auf grosses Interesse gestossen und haben eine regelrechte Flut von Experimenten ausgelöst, die diese Theorien in bemerkenswerter Weise bestätigt haben.
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2009
Prof. Dr. Françoise Gisou van der Goot
Mikrobiologie
ETH Lausanne (EPFL)
Wenn Forschung im Kampf gegen Bio-Terrorismus wichtig wird
Françoise Gisou van der Goot ist Mikrobiologin. Ihre Arbeiten tragen zum Verständnis sogenannter konformationeller Krankheiten bei, die durch fehlerhafte Proteinfaltung verursacht werden. Dazu gehören zum Beispiel Mukoviszidose oder die sehr schwere Krankheit Hyaline Fibromatose. Sie forscht auch zur Funktionsweise lebender Mikroorganismen und derer Toxine, die für biologische Waffen verwendet werden. Eine solche Waffe ist Anthrax, das durch die Anthrax-Anschläge unmittelbar nach den Terrorattacken vom 11. September 2001 traurige Berühmtheit erlangte. Ihre Untersuchungen sind damit im Kampf gegen Bioterrorismus von grosser Bedeutung.
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2008
Prof. Dr. Ernst Fehr
Wirtschaftswissenschaften
Zürich
Wenn Eigennutz und Altruismus zu Triebkräften des menschlichen Verhaltens werden
Wirtschaftswissenschaftler Ernst Fehr, ein führender Vertreter der Verhaltensökonomie, zeigt mit seinen Experimenten, dass der Mensch kein Homo Oeconomicus ist, der nur rational seinen Nutzen maximiert. Er weist nach, dass Solidarität und Fairness eine grosse Rolle spielen, wenn Wirtschaftssubjekte auf dem Markt agieren. Dies hat enorme Konsequenzen für die Funktionsweise von Arbeitsmärkten. Seine Forschungen lassen sich auch auf aktuelle Wirtschaftsprobleme, z.B. Boni in Banken oder die Überschuldung von Staaten, übertragen.
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2007
Prof. Dr. Ari Helenius
Biochemie/Zellbiologie
ETH Zürich
Wenn Entdeckungen die moderne Gesundheitsforschung vorantreiben
Der Biochemiker und Zellbiologe Ari Helenius erforscht die physiologischen Mechanismen, die den Proteintransport im Zellinnern regeln und dafür sorgen, dass Proteine unversehrt transportiert werden können. Dabei entdeckte er, dass sich auch Viren dieses Membran-Transitsystem zu Nutzen machen, um in Zellen einzudringen. Die Erkenntnis dieser Mechanismen eröffnet Perspektiven für die Viren-Abwehr und damit die Vermeidung von viralen Infekten. Ari Helenius wies ebenfalls nach, dass es ein System der Qualitätskontrolle für neu synthetisierte Proteine gibt. Die Erkenntnis, dass Defekte bei diesen Mechanismen die Ursache gewisser Krankheiten, etwa der zystischen Fibrose und gewisser Formen von Diabetes, sind, ermöglicht die Erschliessung neuer therapeutischer Ansätze. -
2006
Prof. Dr. Timothy J. Richmond
Molekularbiologie
ETH Zürich
Wenn die Grundlagen zur Bekämpfung von erblichen Krankheiten gelegt werden
Der Molekularbiologe Timothy J. Richmond befasste sich mit der Entschlüsselung der Struktur des Nukleosoms – der fundamentalen Einheit von Chromosomen – in atomarer Auflösung. Dieses Gebilde, das in allen lebenden Zellen mit Ausnahme der Bakterien und Viren vorkommt, stellt die erste Verpackungsstufe der DNA, der Trägerin der Erbinformation, dar. Die exakte Kenntnis des Aufbaus erlaubt es, Rolle und Funktionsweise dieser elementaren Struktureinheit genau zu verstehen. Richmonds Erkenntnisse bilden so die Grundlage für weitere Untersuchungen in den Genregulationsprozessen – und damit einhergehend ein besseres Verständnis für mögliche genetische Fehlfunktionen.
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2005
Prof. Dr. Othmar Keel
Religionshistorik
Freiburg
Wenn die Wurzeln des gemeinsamen Erbes von Juden, Christen und Muslimen verstanden werden können
Othmar Keel, Religionshistoriker, ist ein weltweit anerkannter Experte mit Forschungsschwerpunkt auf den Beziehungen zwischen biblischen Metaphern, Symbolen und Visionen und denjenigen der Nachbarkulturen. Seine Arbeit ist in vielerlei Hinsicht bedeutend: Einerseits zeigt sie eine enge kulturelle und historische Verwandtschaft zwischen den drei grossen monotheistischen Religionen des Alten Orients und ihre Verbindungen nicht nur untereinander, sondern auch mit dem ihnen vorausgehenden Polytheismus, auf. Andererseits hat Keels Werk die Auslegung der heiligen Schriften Israels revolutioniert und dient damit dem besseren Verständnis des Alten Testaments und dessen Einordnung in den kulturellen und historischen Kontext.
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2004
Prof. Dr. Adriano Aguzzi
Neuropathologie
Zürich
«Er erhält diese Auszeichnung in Anerkennung seiner originellen und bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der degenerativen Erkrankungen des Nervensystems, die als Folge einer Ansammlung anormaler Eiweisspartikel wie zum Beispiel veränderter Prionen auftreten.»
Die Forschungsarbeiten von Professor Aguzzi über die Erkrankungen des Nervensystems, die als Folge einer Ansammlung anormaler Eiweisspartikel – sogenannter veränderter Prionen – auftreten, haben entscheidend dazu beigetragen, die Wege des Eindringens und der Ausbreitung des Krankheitserregers im Organismus zu verstehen. Die erzielten Resultate eröffnen vielversprechende und ermutigende Perspektiven für die Früherkennung dieser schweren Krankheiten, zu denen beim Menschen die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit und beim Rind BSE zählen. Dank dieser Arbeiten können Therapie- und Präventionsmethoden ins Auge gefasst werden. Schliesslich sind Aguzzis Studien hervorragende Modelle, die zum besseren Verständnis altersbedingter Hirnerkrankungen beitragen. Wenn eines Tages eine wirksame Behandlungsmethode der Alzheimer-Krankheit Tatsache geworden ist, haben die Arbeiten von Adriano Aguzzi sicher einen wesentlichen Anteil dazu beigetragen.
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2003
Prof. Dr. Denis Duboule
Biologie
Genf
« … in Anerkennung seines bahnbrechenden Beitrags zur Erforschung der genetischen und molekularen Mechanismen, die die Bildung der Körperachse von Kopf bis Schwanz bei Wirbeltieren bestimmen und entlang dieser Achse zur Bildung von Organen wie den Gliedern führen. Seine Arbeiten zeigen ausserdem, dass im Laufe der Evolution der Tiere nacheinander dieselben Gene zur Steuerung unterschiedlicher Prozesse der embryonalen Entwicklung aktiviert wurden.»
Als Spezialist der Erforschung der Mechanismen, die für die Festlegung der grossen Körperachsen und die Bildung der Glieder bei der Maus verantwortlich sind, hat Denis Duboule internationale Berühmtheit erlangt. Ihm und seinem Team ist der Beweis gelungen, dass die Gene, die diese Vorgänge lenken, auf dem Chromosom in derselben Reihenfolge angeordnet sind wie ihre Wirkungsbereiche entlang der Körperachse von Kopf bis Schwanz. Diese Reihenfolge entspricht gleichzeitig der zeitlichen Sequenz ihrer Aktivierung im Laufe der embryonalen Entwicklung. Diese Arbeiten stimmen mit analogen Beobachtungen bei anderen Organismen überein und bestätigen die Ähnlichkeit der Regulation der Entwicklungsmechanismen quer durch das ganze Tierreich.
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2002
Prof. Dr. Rüdiger Wehner
Zoologie
Zürich
«In Annerkennung der Originalität seiner bahnbrechenden Arbeiten zur Aufklärung des visuellen Systems von Insekten, die zu völlig neuartigen Konzepten in der Neuro- und Verhaltensbiologie geführt haben.»
Rüdiger Wehner zählt zur Weltspitze der Verhaltensbiologen. Hauptthema seiner Forschung sind Verhaltensmuster, die durch visuelle Stimulation ausgelöst werden. An der Wüstenameise Cataglyphis untersucht er, wie sich dieses Insekt mittels polarisiertem Sonnenlicht im ultravioletten Bereich in einer vollständig leeren Landschaft orientieren kann. Dank seiner präzisen Fragestellungen und innovativen experimentellen Ansätze ist es ihm und seinem Team gelungen zu verstehen, wie das winzige Gehirn (nur 0.1 Milligramm Gewicht!) dieser Tiere äusserst komplexe visuelle Informationen wahrnehmen und verarbeiten kann, damit die Ameise nach jedem Jagdfeldzug schnell zurück ins Nest gelangt, bevor sie der Hitze zum Opfer fällt. Wehner führt seine verhaltensbiologischen Experimente in der Tradition eines Karl von Frisch und Konrad Lorentz durch, ergänzt diese aber mit modernen Techniken aus der Biochemie, der Molekularbiologie, der Biophysik, der Robotik und der Informatik. Dieses multidisziplinäre Vorgehen ermöglicht neue Erkenntnisse, was zur Revision etablierter Vorstellungen führt. Er hat auf diese Weise Grundmechanismen des Nervensystems erforscht, die wiederum Aufschluss über die Evolution des Gehirns höherer Organismen wie die des Menschen geben.
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2001
Prof. Dr. Ruedi Imbach
Geschichte der Philosophie
Freiburg
«In Anerkennung der tiefgreifenden Neuerungen im Studium der Philosophie des Mittelalters und deren Geschichte, dank eines innovativen und interdisziplinären methodischen Ansatzes, der insbesondere den bedeutenden Beitrag von Laien und nichtakademischen Kreisen zur damaligen Philosophie hervorhebt.»
Die Geschichte der Philosophie des Mittelalters wird aufgrund von Dokumenten und Manuskripten geschrieben, die zuerst übertragen, herausgegeben und gemäss den Regeln der Schriftgelehrten übersetzt werden müssen, um daraus philologisch ausgearbeitete Objekte zu machen. Der nächste Schritt besteht darin, diese Objekte ihrer Epoche zurückzugeben: Ein Text entspringt in der Tat nicht dem Nichts, erst in einem Zusammenhang nimmt er Gestalt an. Die Argumente, Überlegungen und Systeme der Philosophen haben nie im leeren Raum existiert, sondern in einer realen Gesellschaft mit ihren Spannungen und Widersprüchen: Männer und Frauen, Geistliche und Laien, Mächtige und Bescheidene, Guelfen und Ghibellinen… Auch das Projekt von Ruedi Imbach führt den Gedanken an seinen Geburtsort zurück. Auf einen Schlag tauchen die Ziele auf, verkörpert sich die Metaphysik, und die intellektuelle Landschaft wird verfeinert, sogar feminisiert. Die Debatten nehmen ihren Lauf. Im europäischen mittelalterlichen Wissen rückt Imbach alles, was von den Völkern und den sozialen Randgruppen geleistet wurde, ins rechte Licht. Man denkt zuerst an den Orient und insbesondere an die arabischen Philosophen, die die aristotelischen Grundlagen der mittelalterlichen Philosophie entscheidend bereichert haben. Man denkt aber auch an die Laien, Männer und Frauen, die dank ihrer Verbundenheit mit den Gewohnheiten der Zivilgesellschaft und des Gebrauchs der Volkssprache, deren vielfältigen Reichtum Imbach aufzeigt, dem klerikalen Modell eine andere Form der Philosophie zur Seite gestellt haben.
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2000
Prof. Dr. Dieter Seebach
Chemie
ETH Zürich
«Als einer der Grossen der heutigen organischen Chemie besitzt der Preisträger einen schier unerschöpflichen Einfallsreichtum und eine enorme Produktivität. Seebach hat u.a. nachhaltige und schonende Methoden der organischen Synthese erfunden, die heute in der chemischen, pharmazeutischen und in der Agro-Industrie breite Anwendung finden.»
Die Bandbreite der Forschungsaktivitäten des Preisträgers belegen zwei exemplarische Arbeiten: Seebach hat als Erster die Struktur einer neuen Familie bakterieller Biopolymere, den Poly-β-hydroxy-alkanoaten, gründlich analysiert und diese Polymere auch synthetisiert. Er konnte die wichtige Rolle dieser Substanzen bei der Steuerung des Mineralaustausches zwischen den Bakterien und deren Umfeld nachweisen. Zudem gelang es ihm, Ionenkanäle vollständig zu synthetisieren, die denjenigen bakterieller Zellen sehr ähnlich sind. Ein anderes Arbeitsfeld ist jenes der β-Peptide. Diese Moleküle, die den natürlichen Eiweissmolekülen gleichen, eröffnen der Pharmakologie völlig neue Perspektiven. Schliesslich hat S. wertvolle Beiträge auf dem Gebiet der für die Pharmaindustrie äusserst wichtigen stereospezifischen Synthese geleistet. Sein Konzept der “Umpolung” ist sogar unter diesem deutschen Namen als Fachausdruck von den englischen und französischen Wissenschaftssprachen übernommen worden. Ohne Zweifel hat S. die organische Chemie des 20. Jahrhunderts stark geprägt.
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1999
Prof. Dr. Luzius Wildhaber
Rechtswissenschaften
Basel
«… verliehen in Anerkennung Ihrer bahnbrechenden und fundamentalen Arbeiten auf dem Gebiet der Menschenrechte und des Völkerrechts und Ihres engagierten Einsatzes für die praktische Umsetzung ihrer Forschungsergebnisse.»
Die beiden diesjährigen Preisträger, Jörg Paul Müller und Luzius Wildhaber, haben ihr wissenschaftliches Lebenswerk den Menschenrechten gewidmet. Sie gehören auf diesem Gebiet zu den bedeutendsten Rechtswissenschaftern der Schweiz und Europas. Ihre wissenschaftlichen Beiträge sind ohne Zweifel von grossem Interesse für das Leben der Menschen in der Gemeinschaft. Ihr Werk hat Gemeinsamkeiten, zeigt aber auch je eigene Merkmale, die sich ergänzen.
Menschenwürde und Menschenrechte, Grundfreiheiten und Grundrechte, und deren Schutz durch die Verfassung – das sind Schlüsselbegriffe in Jörg Paul Müllers Werk. Immer wieder stellte er die Frage, wie ein rechtliches Problem im Lichte der Grundrechte der Verfassung und auch der Demokratie anzugehen ist. Er führte dabei die lange Tradition der schweizerischen Staatsrechtslehre fort, politologische Fragestellungen mitzuberücksichtigen, und erweiterte sie um die Gesellschaftstheorie. Schon mit seiner Habilitationsschrift zum Vertrauensschutz im Völkerrecht griff Jörg Paul Müller Aspekte des europäischen und des weltweiten Rechts auf. Im Rahmen seiner rechtsphilosophischen Auseinandersetzung mit Kant begründete er dann neue Überlegungen zur Rechtsentwicklung in einer sich globalisierenden, vom Nationalstaate sich lösenden Rechtswelt.
Als Rechtswissenschafter hat sich Luzius Wildhaber mit vier Schwerpunkten auseinandergesetzt. Zum einen ist es das schweizerische Staatsrecht und dann die Verfassungsvergleichung, mit der er sich seit seiner Habilitationsschrift befasst hat. Ein dritter Bereich betraf die rechtlichen Aspekte des Umweltschutzes. Und schliesslich bilden wohl die Grundlagen des nationalen und internationalen Menschrechtsschutzes das Schwergewicht in seinen rechtswissenschaftlichen Leistungen. Hier trifft er sich auch mit Jörg Paul Müller. Zusammen haben sie 1977 ein sehr bedeutendes Grundlagenwerk verfasst, die «Praxis des Völkerrechts», ein Standardwerk, das 1982 in zweiter und 1995 in dritter Auflage weitergeführt worden ist.
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1999
Prof. Dr. Jörg Paul Müller
Rechtswissenschaften
Bern
«… verliehen in Anerkennung Ihrer bahnbrechenden und fundamentalen Arbeiten auf dem Gebiet der Menschenrechte und des Völkerrechts und Ihres engagierten Einsatzes für die praktische Umsetzung ihrer Forschungsergebnisse.»
Die beiden Preisträger von 1999, Jörg Paul Müller und Luzius Wildhaber, haben ihr wissenschaftliches Lebenswerk den Menschenrechten gewidmet. Sie gehören auf diesem Gebiet zu den bedeutendsten Rechtswissenschaftern der Schweiz und Europas. Ihre wissenschaftlichen Beiträge sind ohne Zweifel von grossem Interesse für das Leben der Menschen in der Gemeinschaft. Ihr Werk hat Gemeinsamkeiten, zeigt aber auch je eigene Merkmale, die sich ergänzen.
Menschenwürde und Menschenrechte, Grundfreiheiten und Grundrechte, und deren Schutz durch die Verfassung – das sind Schlüsselbegriffe in Jörg Paul Müllers Werk. Immer wieder stellte er die Frage, wie ein rechtliches Problem im Lichte der Grundrechte der Verfassung und auch der Demokratie anzugehen ist. Er führte dabei die lange Tradition der schweizerischen Staatsrechtslehre fort, politologische Fragestellungen mitzuberücksichtigen und erweiterte sie um die Gesellschaftstheorie. Schon mit seiner Habilitationsschrift zum Vertrauensschutz im Völkerrecht griff Jörg Paul Müller Aspekte des europäischen und des weltweiten Rechts auf. Im Rahmen seiner rechtsphilosophischen Auseinandersetzung mit Kant begründete er dann neue Überlegungen zur Rechtsentwicklung in einer sich globalisierenden, vom Nationalstaate sich lösenden Rechtswelt.
Als Rechtswissenschafter hat sich Luzius Wildhaber mit vier Schwerpunkten auseinandergesetzt. Zum einen ist es das schweizerische Staatsrecht und dann die Verfassungsvergleichung, mit der er sich seit seiner Habilitationsschrift befasst hat. Ein dritter Bereich betraf die rechtlichen Aspekte des Umweltschutzes. Und schliesslich bilden wohl die Grundlagen des nationalen und internationalen Menschrechtsschutzes das Schwergewicht in seinen rechtswissenschaftlichen Leistungen. Hier trifft er sich auch mit Jörg Paul Müller. Zusammen haben sie 1977 ein sehr bedeutendes Grundlagenwerk verfasst, die «Praxis des Völkerrechts», ein Standardwerk, das 1982 in zweiter und 1995 in dritter Auflage weitergeführt worden ist.
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1998
Prof Dr. Jürg M. Fröhlich
Physik
ETH Zürich
«… verliehen in Anerkennung seiner bahnbrechenden und fundamentalen Arbeiten auf dem Gebiet der mathematischen Physik, insbesondere in der Beschreibung von Phasenübergängen, bei der Elektronen-Lokalisierung und beim Quanten-Hall-Effekt.»
Oberstes Ziel des Marcel-Benoist-Preises ist und bleibt es, Arbeiten ausserordentlicher Qualität auszuzeichnen. Der heutige Preisträger, Herr Prof. Dr. Jürg Fröhlich, erfüllt diese Bedingung in vollkommener Weise. Aus den eingeholten Gutachten geht nämlich hervor, dass er zur Spitze der führenden mathematischen und theoretischen Physiker unserer Zeit gehört und dass seine Arbeiten eine enorme Ausstrahlung geniessen. Ferner wurde hevorgehoben, dass der Preisträger gerade heute mitten in einer bemerkenswert schöpferischen Phase seines Schaffens steht, was ihn aber nicht daran hindert, einen grossen Teil seiner Zeit seinen Studenten zu widmen.
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1997
Prof. Dr. Michel Mayor
Astronomie
Genf
«In Anerkennung der Entdeckung des ersten Planeten ausserhalb des Sonnensystems um den Stern Pegasus 51 sowie für die wichtigen theoretischen Arbeiten und die Entwicklung von Instrumenten, die dieser Entdeckung vorangingen und sie überhaupt erst ermöglichten.»
Die Arbeiten von Michel Mayor entsprechen dem Profil einer qualitativ hochstehenden Forschung besonders gut. Gemäss den konsultierten Experten ist die Entdeckung des ersten Planeten ausserhalb des Sonnensystems kein Zufall, sondern das Ergebnis bemerkenswerter, mehrjähriger theoretischer Fortschritte und ausgeklügelter technischer Entwicklungen. Zwar bestätigt die Entdeckung eines Planeten auf einer Umlaufbahn um den Stern Pegasus 51 in gewisser Weise die theoretischen Voraussagen, stellt aber auch frühere Gewissheiten in Frage: Gemäss den Experten machen die unerwarteten Eigenschaften dieses Planeten eine tief greifende Überarbeitung der Modelle zur Beschreibung der Entstehung von Planetensystemen erforderlich. Die nachfolgende Entdeckung von rund zehn weiteren extrasolaren Planeten dank der von Mayor und seinen Mitarbeitern entwickelten Methodik zeugt ebenfalls vom grossen Einfluss dieser Arbeiten auf die Astronomie im Allgemeinen. Schliesslich ist bekannt, wie sehr diese Entdeckung für Kontroversen gesorgt hat – eine gesunde und lebendige Diskussion übrigens, in der besten Tradition der wissenschaftlichen Auseinandersetzung auf höchstem Niveau.
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1996
Prof. Dr. Bernard Rossier
Pharmakologie
Lausanne
«In Anerkennung der ausserordentlichen Tragweite seiner Arbeiten zur Erforschung der biochemischen und molekularen Mechanismen, die das Gleichgewicht des Wasser- und Mineralstoffhaushalts in den Zellen von Lebewesen regulieren. Die Erforschung der Struktur und der Funktionsweise bestimmter Kanäle der Zellmembrane, die den Natriumaustausch regulieren, warf ein neues Licht auf die Entstehung von Bluthochdruck und dessen Behandlung. So zeigen seine Arbeiten auch den ungeahnten Einfluss, den die Grundlagenforschung auf die Behandlung klinischer Probleme haben kann.»
Bernard Rossier untersuchte vor allem zwei Natriumtransporter: eine Natriumpumpe, die (Na+, K+)/ATPase, und den Amilorid-empfindlichen Natriumkanal. Dank der Kombination von Techniken aus der Molekularbiologie und der Zellphysiologie konnte er die Struktur dieser beiden Komplexe auflösen, die beide aus mehreren Proteinuntereinheiten bestehen. Es ist ihm auch gelungen, ihre veränderten Formen in seltenen Fällen genetisch bedingten arteriellen Bluthochdrucks zu beschreiben. So ist beispielsweise der Bluthochdruck im Zusammenhang mit dem Liddle-Syndrom auf die anhaltende und autonome Wirkung des Amilorid-empfindlichen Kanals zurückzuführen, was gleichzeitig auch die spektakuläre therapeutische Wirkung dieser Substanz bei diesen Patienten erklärt. Obwohl sich das medizinische Interesse dieser Entdeckung auf eine kleine Gruppe von Patienten mit dem Liddle-Syndrom beschränkt, erweitert der dank dieser Arbeit gelungene Nachweis der unkontrollierten Wirkung eines Natriumkanals als Ursache von Bluthochdruck unsere Kenntnisse über die Mechanismen, die diese Anomalie hervorrufen können und ermöglicht neue therapeutische Ansätze bei den sehr viel häufigeren, nicht erblichen Formen.
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1995
Prof. Dr. Henri Isliker
Immunologie
Lausanne
«Anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens will die Marcel-Benoist-Stiftung nicht nur zwei Wissenschaftler auszeichnen, deren Arbeiten durch ihre Qualität und Eigenständigkeit beeindrucken, sondern auch zwei Persönlichkeiten, die sich unermüdlich für die Förderung wissenschaftlicher Forschung eingesetzt haben. Als Initiatoren hervorragender Institute, Verfechter einer grosszügigen, nachhaltigen finanziellen Unterstützung und Fürsprecher einer gesunden Nachfolgeregelung trugen sie wesentlich dazu bei, in der Schweiz günstige Rahmenbedingungen für die Entwicklung einer hochstehenden Forschungstätigkeit zu schaffen.»
Als Wissenschaftler machte sich Henri Isliker durch seine Leistungen auf dem Gebiet der experimentellen Immunologie (Antikörper- und Proteinreinigung mittels Antikörpern, biochemische und funktionelle Analyse der Komplementsystems) und deren Anwendung bei der Krebsimmuntherapie einen Namen, während Alfred Pletscher in der Neurophysiologie und Neuropharmakologie grundlegende Erkenntnisse gewann, die zur Entwicklung zahlreicher, heute bei neurologischen wie psychischen Störungen unentbehrlicher Medikamente führten. Beide Preisträger traten stets für eine grosszügige und nachhaltige Unterstützung der wissenschaftlichen Forschung ein – innerhalb des Schweizerischen Nationalfonds ebenso wie in anderen staatlichen und privaten Institutionen. Desgleichen gründeten beide mehrere Forschungsinstitute, die sie mit jener Art von dynamischen Strukturen zu versehen wussten, wie sie nötig sind, um junge Forscher, namentlich die besten unter ihnen, in ihrer Karriere zu fördern. So verdanken wir Henri Isliker die Ludwig-Institute für Krebsforschung, die im Kampf gegen diese Krankheit weltweit nach deren Ursachen und Mechanismen forschen, sowie das Schweizerische Institut für experimentelle Krebsforschung (ISREC), das Institut für Biochemie der Universität Lausanne und das Immunologische Forschungs- und Schulungszentrum der WHO, alle in Epalinges sur Lausanne. Alfred Pletscher seinerseits legte den Grundstein für das Basel Institute for Immunology, das Roche Institute of Molecular Biology in Nutley im US-Staat New Jersey, das Biozentrum der Universität Basel und das Zentrum für Lehre und Forschung der medizinischen Fakultät der Universität Basel.
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1995
Prof. Dr. Alfred Pletscher
Pharmakologie
Basel
«Anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens will die Marcel-Benoist-Stiftung nicht nur zwei Wissenschaftler auszeichnen, deren Arbeiten durch ihre Qualität und Eigenständigkeit beeindrucken, sondern auch zwei Persönlichkeiten, die sich unermüdlich für die Förderung wissenschaftlicher Forschung eingesetzt haben. Als Initiatoren hervorragender Institute, Verfechter einer grosszügigen, nachhaltigen finanziellen Unterstützung und Fürsprecher einer gesunden Nachfolgeregelung trugen sie wesentlich dazu bei, in der Schweiz günstige Rahmenbedingungen für die Entwicklung einer hochstehenden Forschungstätigkeit zu schaffen.»
Als Wissenschaftler machte sich Henri Isliker durch seine Leistungen auf dem Gebiet der experimentellen Immunologie (Antikörper- und Proteinreinigung mittels Antikörpern, biochemische und funktionelle Analyse der Komplementsystems) und deren Anwendung bei der Krebsimmuntherapie einen Namen, während Alfred Pletscher in der Neurophysiologie und Neuropharmakologie grundlegende Erkenntnisse gewann, die zur Entwicklung zahlreicher, heute bei neurologischen wie psychischen Störungen unentbehrlicher Medikamente führten. Beide Preisträger traten stets für eine grosszügige und nachhaltige Unterstützung der wissenschaftlichen Forschung ein – innerhalb des Schweizerischen Nationalfonds ebenso wie in anderen staatlichen und privaten Institutionen. Desgleichen gründeten beide mehrere Forschungsinstitute, die sie mit jener Art von dynamischen Strukturen zu versehen wussten, wie sie nötig sind, um junge Forscher, namentlich die besten unter ihnen, in ihrer Karriere zu fördern. So verdanken wir Henri Isliker die Ludwig-Institute für Krebsforschung, die im Kampf gegen diese Krankheit weltweit nach deren Ursachen und Mechanismen forschen, sowie das Schweizerische Institut für experimentelle Krebsforschung (ISREC), das Institut für Biochemie der Universität Lausanne und das Immunologische Forschungs- und Schulungszentrum der WHO, alle in Epalinges sur Lausanne. Alfred Pletscher seinerseits legte den Grundstein für das Basel Institute for Immunology, das Roche Institute of Molecular Biology in Nutley im US-Staat New Jersey, das Biozentrum der Universität Basel und das Zentrum für Lehre und Forschung der medizinischen Fakultät der Universität Basel.
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1994
Prof. Dr. Martin Schwab
Neurobiologie
Zürich
Wie Neurowissenschaft bei der Regeneration von Hirn und Rückenmark nach Verletzungen helfen kann
Martin E. Schwab, Hirnforscher an der Universität Zürich, befasst sich mit Fragen der zellbiologischen und molekularen Mechanismen des Nervenfaserwachstums, insbesondere während der Regeneration verletzter Nervenfasern im Rückenmark und im Gehirn sowie in Bezug auf strukturelle Plastizität im erwachsenen Zentralnervensystem. Seine Forschung konzentriert sich auf die temporäre Deaktivierung des nervenwachstumshemmenden Nogo-Proteins mittels Antikörpern, mit dem Ziel, querschnittgelähmten Menschen zu helfen.
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1992
Prof. Dr. Gottfried Schatz
Molekularbiologie
Basel
«[…] in Anerkennung seiner bahnbrechenden Arbeiten zur Genetik und zu den intrazellulären Transport-Mechanismen in der Zellkern-DNS kodierten mitochondrialen Proteine.»
Da die Mitochondrien eigenes Erbmaterial (DNS) besitzen, können sie einen Teil ihrer Proteine selber herstellen. Der grössere Rest der benötigten Eiweiss-Bausteine wird aber von der Zellkern-DNS codiert, von den Ribosomen im Cytoplasma synthetisiert und anschliessend von verschiedenen Trägermolekülen zum Bestimmungsort in die Mitochondrien gebracht. Bei diesem Proteintransport werden die einzelnen Eiweissmoleküle durch spezifische Signale an ihrer Oberfläche von den Rezeptoren der Mitochondrien erkannt und in das Innere der Organellen eingeschleust. Zum Verständnis dieser Prozesse habe Schatz, so betonen die Gutachter, mit seinen Forschungen Entscheidendes beigetragen.
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1991
Prof. Dr. Kurt Wüthrich
Biophysik/Molekularbiologie
ETH Zürich
Wenn das Verständnis über Lebensprozesse erweitert wird
Kurt Wüthrich, Biophysiker an der ETH Zürich, steht für die Entwicklung der kernmagnetischen Resonanzspektroskopie (NMR) zur Bestimmung der dreidimensionalen Struktur von biologischen Makromolekülen. Durch seine Arbeit hat er die Anwendung von NMR auf Proteine ermöglicht. Die Möglichkeit, Proteine nachzuweisen, im Detail zu analysieren und dreidimensional in Lösung darzustellen, hat das Verständnis der Lebensprozesse erweitert und damit die Entwicklung neuer Heilmittel revolutioniert. Neue und vielversprechende Anwendungen werden laufend auch aus anderen Bereichen gemeldet, z.B. aus der Lebensmittelkontrolle und der Frühdiagnostik von Brust- und Prostatakrebs.
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1991
Prof. Dr. Duilio Arigoni
Biochemie
ETH Zürich
«[…] in Anerkennung seiner grundlegenden Arbeiten zur bioorganischen Stereochemie, die er in ihrer Entwicklung entscheidend mitgeprägt hat.»
Die bioorganische Stereochemie, als deren Pionier Arigoni gilt, untersucht u.a. das unterschiedliche Verhalten von Spiegelbildern chiraler Moleküle (Enantiomere). Arigoni interessierte sich speziell für die Stereochemie von enzymatischen Reaktionen, also für die Mechanismen, mit denen Enzyme den Aufbau komplizierter Moleküle steuern. Im Urteil der Gutachter war die Aufklärung der Biosynthese des Pilzmetaboliten Pleuromutilin mittels Isotopenmarkierung eine erste überragende Leistung Arigonis, die ihm bereits Ende der 60er-Jahre gelang. Daneben widmete er sich der Abklärung des Verlaufs enzymatischer Reaktionen an Methylgruppen. Da eine Methylgruppe mit ihren drei gleichwertigen Wasserstoffatomen symmetrisch (achiral) ist, war vorerst ein ‘Trick’ notwendig, um sie überhaupt auf chirales Verhalten hin untersuchen zu können. Arigoni ersetzte zwei der drei Wasserstoffatome gleichzeitig durch Deuterium und Tritium (überschweren Wasserstoff), wodurch die Methylgruppe asymmetrisch (chiral) wurde. Mit dem Meisterstück der Synthese und Analyse der chiralen Essigsäure (gleichzeitig mit Cornforth), die als Markierungsmolekül verwendet werden konnte, sei der Einblick in die Dynamik enzymatischer Abläufe wesentlich erweitert worden. Im weiteren lieferte Arigoni namhafte Beiträge zur Aufklärung von Biosynthese und Wirkungsweise des Vitamins B12.
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1990
Prof. Dr. Werner Stumm
Ökologie
ETH Zürich
«Die Auszeichnung fiel Ihnen in Anerkennung Ihrer hervorragenden und weltweit beachteten Forschungsaktivitäten für die Lösung von Gegenwartsaufgaben im Umweltbereich zu.»
In Erkenntnis der Wechselwirkung Atmosphäre-Boden-Gewässer habe sich Stumm als einer der ersten Wissenschaftler mit den natürlichen und anthropogenen Stoffkreisläufen befasst und diese als Schlüsselgrössen zur Beurteilung künftiger Entwicklungen erkannt. Es sei ihm zudem hervorragend gelungen, seine Grundlagenforschung zur Chemie der Gewässer – z.B. hydrogeochemische Kreisläufe von Schwermetallen oder von Nährstoffen wie Phosphat – im Bereich des technischen Umweltschutzes umzusetzen.
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1990
Prof. Dr. Hans Oeschger
Atmosphärenphysik
Bern
«Die Auszeichnung fiel Ihnen in Anerkennung Ihrer hervorragenden und weltweit beachteten Forschungsaktivitäten für die Lösung von Gegenwartsaufgaben im Umweltbereich zu.»
Ein erster Schwerpunkt in Oeschgers Werk ist die Klimageschichte der letzten 50 000 Jahre. Durch Messungen von 18O, CO2 und 14C an polaren Eisproben konnte er die Geschichte der globalen Temperatur und der atmosphärischen CO2-Konzentration rekonstruieren. Er habe dabei, betonen die Gutachten, als einer der frühesten erkannt, dass Polareis ein einzigartiges Archiv von Klima- und Umweltgeschichte darstelle. Ein zweiter Schwerpunkt ist der CO2-Kreislauf. Hier sei es ihm gelungen, die derzeitige Aufnahme von CO2 durch den Ozean elegant und überzeugend zu modellieren und das Modell mit 14C-Messungen zu kalibrieren. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe stehe die überragende praktische Bedeutung von Oeschgers Forschungsergebnissen für beide Bereiche ausser Frage.
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1990
Prof. Dr. Bruno Messerli
Geophysik
Bern
«Die Auszeichnung fiel Ihnen in Anerkennung Ihrer hervorragenden und weltweit beachteten Forschungsaktivitäten für die Lösung von Gegenwartsaufgaben im Umweltbereich zu.»
Messerlis frühe Ausrichtung auf die Erforschung der Wechselbeziehung Mensch-Umwelt-Raum sei als eigentliche Pioniertat zu werten. Mit dieser Weichenstellung, so die Gutachten, habe er sich in einer Zeit mit der Thematik der ökologischen Früherkennung befasst, als diese noch gar nicht zur Diskussion gestanden habe. Im Einzelnen hervorgehoben werden seine Forschungen über die Gestaltung und den Schutz von Gebirgslandschaften (Alpen, Afrika, Himalaya) sowie seine Tätigkeit als wissenschaftlicher Berater und Initiator von Forschungsprogrammen im Bereich der Entwicklungsplanung und des Ressourcenmanagements.
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1989
Prof. Dr. Niklaus Wirth
Informatik
ETH Zürich
«[…] in Anerkennung der von ihm geschaffenen Computersprachen, die neuartige Konzepte der strukturierten Programmierung verwirklichen und den vielseitigen Einsatz von Rechnern weltweit und auf allen Wissensgebieten nachhaltig beeinflusst haben.»
Wirth konzipierte und entwickelte die Programmiersprachen PASCAL, MODULA-2 und OBERON. Alle drei seien herausragend bezüglich ihrer logischen Konsequenz, so die Gutachter, und deshalb richtungsweisend für die gesamte Computersprachen-Entwicklung. Eine besonders weite internationale Verbreitung habe PASCAL gefunden. W. habe damit eine konsistente ‘Schulsprache’ geschaffen, die mit ihren Strukturierungsschemen Array, Record, Set und File zu einer strukturierten Programmierung hinführe.
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1988
Prof. Dr. Ulrich Lämmli
Molekularbiologie
Genf
«In Anerkennung der von ihm entwickelten und weltweit angewandten Untersuchungsmethoden zur Trennung und Charakterisierung von Proteinen und seiner ausserordentlichen Leistungen bei der Erforschung der Zellkernstrukturen.»
Ein erster Bereich von Lämmlis preisgekröntem Werk umfasst seine Beiträge zur molekularbiologischen Methodologie. Das SDS-PAGE-System nach L. gilt als das am weitesten verbreitete System der Proteinanalytik mittels Gelelektrophorese. Mit diesem Verfahren kann ein Gemisch verschiedener Eiweisse ihrer Grösse nach aufgetrennt werden, indem bei Anlegung einer elektrischen Spannung in pudding-artigem Gel die Wanderungsgeschwindigkeit der Proteine in Abhängigkeit ihrer Grösse zu beobachten ist. Kaum ein medizinisches oder biologisches Forschungslabor komme heute, so die Gutachter, ohne diese Standardmethode zur Bestimmung des Molekulargewichts von Proteinen aus. Der zweite Bereich betrifft Lämmlis Forschungen zum Aufbau des Zellkerns und zur Struktur der Chromosomen. Durch eine Kombination elektronenmikroskopischer und biochemischer Untersuchungen konnte er zeigen, dass die Zellkernsubstanz (DNS) in der Form von Fadenschlingen (Laemmli loops) an einem Eiweissgerüst festgemacht ist.
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1987
Prof. Dr. Martin Allgöwer
Klinische Medizin/Chirurgie
Basel
«In Anerkennung der ausserordentlichen Leistungen für eine neue Unfallchirurgie, die abertausenden von Patienten zu einer rascheren und komplikationslosen Heilung ohne Spätfolgen verholfen hat und heute weltweit Nachahmung findet.»
Die Errungenschaften der Preisträger für eine moderne Knochenbruchbehandlung wurden als Beginn einer neuen Ära, als eigentliche Revolution eingestuft. Die Operation von Knochenbrüchen war zwar schon seit Jahrzehnten bekannt, war aber mit gravierenden Mängeln behaftet (z.B. Probleme der Asepsis, ungenügende Implantate, Schäden an Knochen und Gelenkknorpeln). Bei der von der Arbeitsgemeinschaft entwickelten Methode der Osteosynthese werden die Knochenfragmente in ihrer korrekten Stellung fest miteinander verschraubt, genagelt oder durch Platten miteinander verbunden. Dadurch wird die Wiederherstellung der anatomischen Form des Knochens gewährleistet, und die langwierige Ruhigstellung in Gips, verbunden mit Muskelschwund und Gelenkversteifungen, fällt weg: Die Muskeln können sofort wieder betätigt und die frakturnahen Gelenke bewegt oder sogar belastet werden. Liegezeit, Behandlungsdauer und Rentenhäufigkeit nach Knochenbrüchen wurden auf diese Weise drastisch gesenkt. Die Preisträger schufen die Voraussetzung ihrer verbesserten Operationstechnik mit der Entwicklung und ständigen Optimierung geeigneter Implantate und Instrumentarien sowie der Standardisierung bzw. einheitlichen Klassifizierung der jeweiligen Operationen. Grosses Gewicht wird bei der AO auf eine lückenlose Dokumentation aller Operationen gelegt sowie auf die Weitergabe des Wissens an Zehntausende von Chirurgen in internationalen Schulungskursen.
Die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (AO) wurde 1958 von 13 Schweizer Chirurgen und Orthopäden gegründet. 1984 Umwandlung in eine international orientierte Stiftung, zu der u.a. ein Dokumentationszentrum (Bern) und ein Laboratorium für experimentelle Chirurgie (Davos) gehören.
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1987
Prof. Dr. Hans R. Willenegger
Klinische Medizin/Chirurgie
Basel
«In Anerkennung der ausserordentlichen Leistungen für eine neue Unfallchirurgie, die abertausenden von Patienten zu einer rascheren und komplikationslosen Heilung ohne Spätfolgen verholfen hat und heute weltweit Nachahmung findet.»
Die Errungenschaften der Preisträger für eine moderne Knochenbruchbehandlung wurden als Beginn einer neuen Ära, als eigentliche Revolution eingestuft. Die Operation von Knochenbrüchen war zwar schon seit Jahrzehnten bekannt, war aber mit gravierenden Mängeln behaftet (z.B. Probleme der Asepsis, ungenügende Implantate, Schäden an Knochen und Gelenkknorpeln). Bei der von der Arbeitsgemeinschaft entwickelten Methode der Osteosynthese werden die Knochenfragmente in ihrer korrekten Stellung fest miteinander verschraubt, genagelt oder durch Platten miteinander verbunden. Dadurch wird die Wiederherstellung der anatomischen Form des Knochens gewährleistet, und die langwierige Ruhigstellung in Gips, verbunden mit Muskelschwund und Gelenkversteifungen, fällt weg: Die Muskeln können sofort wieder betätigt und die frakturnahen Gelenke bewegt oder sogar belastet werden. Liegezeit, Behandlungsdauer und Rentenhäufigkeit nach Knochenbrüchen wurden auf diese Weise drastisch gesenkt. Die Preisträger schufen die Voraussetzung ihrer verbesserten Operationstechnik mit der Entwicklung und ständigen Optimierung geeigneter Implantate und Instrumentarien sowie der Standardisierung bezw. einheitlichen Klassifizierung der jeweiligen Operationen. Grosses Gewicht wird bei der AO auf eine lückenlose Dokumentation aller Operationen gelegt sowie auf die Weitergabe des Wissens an Zehntausende von Chirurgen in internationalen Schulungskursen.
Die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (AO) wurde 1958 von 13 Schweizer Chirurgen und Orthopäden gegründet. 1984 Umwandlung in eine international orientierte Stiftung, zu der u.a. ein Dokumentationszentrum (Bern) und ein Laboratorium für experimentelle Chirurgie (Davos) gehören.
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1987
Prof. Dr. Maurice E. Müller
Klinische Medizin
Bern
«In Anerkennung der ausserordentlichen Leistungen für eine neue Unfallchirurgie, die abertausenden von Patienten zu einer rascheren und komplikationslosen Heilung ohne Spätfolgen verholfen hat und heute weltweit Nachahmung findet.»
Die Errungenschaften der Preisträger für eine moderne Knochenbruchbehandlung wurden als Beginn einer neuen Ära, als eigentliche Revolution eingestuft. Die Operation von Knochenbrüchen war zwar schon seit Jahrzehnten bekannt, war aber mit gravierenden Mängeln behaftet (z.B. Probleme der Asepsis, ungenügende Implantate, Schäden an Knochen und Gelenkknorpeln). Bei der von der Arbeitsgemeinschaft entwickelten Methode der Osteosynthese werden die Knochenfragmente in ihrer korrekten Stellung fest miteinander verschraubt, genagelt oder durch Platten miteinander verbunden. Dadurch wird die Wiederherstellung der anatomischen Form des Knochens gewährleistet, und die langwierige Ruhigstellung in Gips, verbunden mit Muskelschwund und Gelenkversteifungen, fällt weg: Die Muskeln können sofort wieder betätigt und die frakturnahen Gelenke bewegt oder sogar belastet werden. Liegezeit, Behandlungsdauer und Rentenhäufigkeit nach Knochenbrüchen wurden auf diese Weise drastisch gesenkt. Die Preisträger schufen die Voraussetzung ihrer verbesserten Operationstechnik mit der Entwicklung und ständigen Optimierung geeigneter Implantate und Instrumentarien sowie der Standardisierung bzw. einheitlichen Klassifizierung der jeweiligen Operationen. Grosses Gewicht wird bei der AO auf eine lückenlose Dokumentation aller Operationen gelegt sowie auf die Weitergabe des Wissens an Zehntausende von Chirurgen in internationalen Schulungskursen.
Die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (AO) wurde 1958 von 13 Schweizer Chirurgen und Orthopäden gegründet. 1984 Umwandlung in eine international orientierte Stiftung, zu der u.a. ein Dokumentationszentrum (Bern) und ein Laboratorium für experimentelle Chirurgie (Davos) gehören.
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1986
Prof. Dr. Karl A. Müller
Festkörperphysik
IBM
«Damit anerkennt die Kommission die exemplarische Forschungsarbeit auf dem Gebiete der bei höheren Temperaturen supraleitenden Materialien. Dieser Durchbruch eröffnet der Elektrotechnik und Mikroelektronik neue, unerwartete Möglichkeiten.»
1911 entdeckte Kamerlingh Onnes die Supraleitung: Quecksilber, bei Zimmertemperatur ein schlecht leitendes Metall, leitet elektrischen Strom ohne Widerstand, wird es auf eine Temperatur nahe dem absoluten Nullpunkt (etwa -273 Grad) heruntergekühlt. Jahrelang wurde mit verschiedenen Metalllegierungen versucht, die ‘Sprungtemperatur’ – die Temperatur, bei der eine Verbindung supraleitend wird – zu erhöhen, da man annahm, nur ein sehr dichtes Material könne supraleitend wirken. M. und B. hingegen machten seit 1983 Versuche mit pulvrigen Oxydverbindungen und erzielten schliesslich im Januar 1986 den Durchbruch, indem sie mit einer Verbindung aus Lanthan, Barium, Kupfer und Sauerstoff die Sprungtemperatur auf -238 Grad anheben konnten. Ein grosser Vorteil der höheren Temperaturen, die seither erzielt worden sind, liegt darin, dass zur Kühlung nicht mehr das teure flüssige Helium verwendet werden muss, sondern diese mit dem viel billigerem flüssigen Stickstoff vorgenommen werden kann. Die Idee der beiden gab in der Folge Anlass zu einem wahren Wettlauf auf Verbindungen ähnlicher Art, da man sich in der ersten Euphorie ungeahnte Anwendungsmöglichkeiten versprach. Genau dieser breiten technischen und kommerziellen Anwendbarkeit sind aber bislang Grenzen gesetzt: So ist es beispielsweise schwierig, das spröde Material zu verarbeiten, ohne dass dabei die Supraleitung verloren geht.
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1986
Dr. Johannes G. Bednorz
Festkörperphysik
IBM
«Damit anerkennt die Kommission die exemplarische Forschungsarbeit auf dem Gebiete der bei höheren Temperaturen supraleitenden Materialien. Dieser Durchbruch eröffnet der Elektrotechnik und Mikroelektronik neue, unerwartete Möglichkeiten.»
1911 entdeckte Kamerlingh Onnes die Supraleitung: Quecksilber, bei Zimmertemperatur ein schlecht leitendes Metall, leitet elektrischen Strom ohne Widerstand, wird es auf eine Temperatur nahe dem absoluten Nullpunkt (etwa -273 Grad) heruntergekühlt. Jahrelang wurde mit verschiedenen Metalllegierungen versucht, die ‘Sprungtemperatur’ – die Temperatur, bei der eine Verbindung supraleitend wird – zu erhöhen, da man annahm, nur ein sehr dichtes Material könne supraleitend wirken. M. und B. hingegen machten seit 1983 Versuche mit pulvrigen Oxydverbindungen und erzielten schliesslich im Januar 1986 den Durchbruch, indem sie mit einer Verbindung aus Lanthan, Barium, Kupfer und Sauerstoff die Sprungtemperatur auf -238 Grad anheben konnten. Ein grosser Vorteil der höheren Temperaturen, die seither erzielt worden sind, liegt darin, dass zur Kühlung nicht mehr das teure flüssige Helium verwendet werden muss, sondern diese mit dem viel billigerem flüssigen Stickstoff vorgenommen werden kann. Die Idee der beiden gab in der Folge Anlass zu einem wahren Wettlauf auf Verbindungen ähnlicher Art, da man sich in der ersten Euphorie ungeahnte Anwendungsmöglichkeiten versprach. Genau dieser breiten technischen und kommerziellen Anwendbarkeit sind aber bislang Grenzen gesetzt: So ist es beispielsweise schwierig, das spröde Material zu verarbeiten, ohne dass dabei die Supraleitung verloren geht.
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1985
Richard R. Ernst
Physikalische Chemie
ETH Zürich
«[…] in Anerkennung seiner grossen Verdienste um die Entwicklung der Magnetischen Kernresonanz-Spektroskopie, die wesentlich zu neuen Erkenntnissen in der Chemie, der Biologie und der Physik beigetragen hat und heute als Spin-Tomographie in der Medizin als bildgebendes Diagnose-Instrument ohne Strahlenbelastung Anwendung findet.»
Die Kernresonanz-Spektroskopie (NMR für Nuclear Magnetic Resonance) hat sich in den letzten Jahren zur wohl leistungsfähigsten und universellsten analytischen Methode entwickelt. In der Chemie und Biologie dient sie der Strukturermittlung von Molekülen und der Aufklärung von Reaktionsmechanismen. In der Physik und den Materialwissenschaften ermöglicht sie das detaillierte Studium von Materialien und Werkstoffen, und in der klinischen Medizin ist sie zu einem unentbehrlichen diagnostischen Werkzeug geworden. Die Grundlagen für die moderne NMR-Spektroskopie wurden 1965 von E. gemeinsam mit W.A. Anderson durch die Einführung der Fourier-Spektroskopie gelegt, wobei sowohl die üblicherweise sehr geringe Empfindlichkeit der Kernresonanz wesentlich verbessert wie auch die Möglichkeit für die Entwicklung einer Vielzahl von Pulsmethoden geschaffen wurde. Ein weiterer Durchbruch wurde durch die erstmalige Anwendung der zweidimensionalen Fourier-Spektroskopie 1974 erreicht. Damit eröffneten sich faszinierende Möglichkeiten zur molekularbiologischen Strukturbestimmung. Gleichzeitig wurde von E. auch eine neuartige Methode der NMR-Tomographie vorgeschlagen, die ebenfalls auf einer Fouriertransformation beruht. Damit hat er der medizinischen Anwendung einen entscheidenen Impuls gegeben. Seine Methode hat sich, mit geringfügigen Verbesserungen, allgemein in der klinischen Medizin durchgesetzt. Die Gutachter waren einhellig der Meinung, dass seit der Entdeckung der Kernresonanz 1945 durch Purcell und Bloch (Nobelpreis 1952) kein anderer Forscher auf diesem Gebiet so kompetent und innovativ gewesen sei wie E.
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1984
Prof. Dr. Harald Reuter
Pharmakologie
Bern
«[…] in Anerkennung seiner grundlegenden Arbeiten auf dem Gebiete der Molekularpharmakologie, die es ermöglichten, die Wirkungsweise von Heilmitteln auf zellulärer Ebene zu verstehen.»
Die Arbeiten von Reuter sind ausgerichtet auf die Erforschung der fundamentalen elektrophysiologischen Vorgänge an den Membranen von erregbarem Gewebe. Dabei habe Reuter, so die Gutachter, entscheidende Beiträge geliefert zur Klärung der transmembranösen Ionenflüsse in Herzmuskelzellen, insbesondere zum Mechanismus der Calziumkanäle und zum Austauschmechanismus von Calzium und Natrium. Diese Erkenntnisse hätten sich in der klinischen Kardiologie als wesentlich erwiesen zur Klärung von Pharmakagruppen wie den Catecholaminen (z.B. Adrenalin zur medikamentösen Therapie des Herz-Kreislauf-Stillstands), den Herzglykosiden (v.a. Digoxin und Digitoxin zur Steigerung der Kontraktionskraft ohne Erhöhung des Sauerstoffbedarfs) und den Calzium-Kanalblockern (Anwendung z.B. bei Angina pectoris).
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1983
Prof. Dr. Hans R. Brunner
Klinische Medizin
Lausanne
«[…] in Anerkennung seiner erfolgreichen experimentellen und klinischen Arbeiten über die Entstehung und die Behandlung des hohen Blutdrucks.»
Brunner widmete sich den vielfachen Rückkoppelungsmechanismen bei der körpereigenen Kontrolle des arteriellen Blutdrucks sowie der Hypertonie. Er untersuchte etwa die Interaktion zwischen Natriumaufnahme, Angiotensin, Catecholaminen und Vasopressin. Dank Brunners Forschungsarbeiten wisse man nun Genaueres über die Rolle des Vasopressins, eines gefässverengenden Peptidhormons, das bei gewissen funktionellen Störungen in Aktion tritt (z.B. Blockade der Alpharezeptoren, Dehydration). Therapeutisch wird das Vasopressin unter anderem bei Diabetes insipidus, Blutungen, Kollapsen eingesetzt, und gerade um die therapeutische Anwendung habe sich B. stets bemüht. Er sei einer der ersten gewesen, die die Wirkung von blutdrucksenkenden Mitteln wie Saralasin oder Captopril (ACE-Hemmer) eingehend erprobt hätten. Brunner verfüge über ein aussergewöhnlich umfassendes Verständnis der Regulierung des Blutdrucks: Es gelinge ihm, das Geschehen auf der Ebene der Rezeptoren wie auf jener der Reaktion des ganzen Menschen (oder Tieres) in seine Analyse zu integrieren.
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1982
Prof. Dr. Franz Fankhauser
Ophthalmologie
Bern
«[…] in Anerkennung seiner grossen Verdienste um die Einführung neuer Technologien in der Ophthalmologie insbesondere die Anwendung gepulster Laserstrahlen zur Durchführung direkter Eingriffe im Auge.»
Die Gutachter sahen in Fankhausers Arbeiten eines der seltenen Beispiele subtiler, experimenteller Forschung und ihrer Übertragung auf die klinischen Erfordernisse. Dank seinen Kenntnissen sowohl in der klinischen Ophthalmologie als auch in der Physik und Mathematik seien die von ihm entwickelten Geräte für den täglichen klinischen Gebrauch ausserordentlich nützlich geworden. Besonders hervorgehoben wurde der im Preisjahr fertiggestellte Nd-Y-Ag-Laser. Mit seiner Wellenlänge nahe dem Infrarotbereich, wodurch nicht pigmentierte, d.h. weisse Strukturen zur Auflösung gebracht werden können, besitze man jetzt ein äusserst effektives Gerät für die Behandlung des akuten Glaukoms (erhöhter intraokularer Druck) und für die Behandlung von Nachstarmembranen in der Pupillarebene vor allem nach Einsetzung einer künstlichen Linse nach einer Staroperation.
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1981
Prof. Dr. Karl Illmensee
Entwicklungsbiologie
Genf
«[…] in Anerkennung seiner wichtigen Entdeckungen im Bereich der Entwicklungsbiologie sowie seiner bedeutenden Beiträge zum Verständnis des Wesens der Krebszelle.»
Die Gutachten attestierten I. eine doppelte Wirkung: Seine experimentelle Embryologie habe nicht nur in mehreren Gebieten zu neuen Erkenntnissen, sondern darüber hinaus auch zu neuen Methoden des Forschens geführt. So habe er mit seinem Nachweis, dass eine maligne Zelle (Teratocarcinom) – durch Mikroinjektion in einen 4 Tage alten Mäuse-Embryo eingeführt – wieder in die normale Gewebsentwicklung integriert werden kann, gleichzeitig ein experimentelles System zur Analyse der Determination von Zellen als grundsätzlichen Forschungsansatz entwickelt. Ein ähnlicher Pioniererfolg sei I. gelungen mit der erstmaligen Einschleusung eines aktiv exprimierten menschlichen Gens in eine Maus.
Wo wären wir ohne Wissenschaft und Forschung?
Auf welche Weise die Preisträger Nutzen für das menschliche Leben und damit für die Gesellschaft stiften, zeigen die Auszeichnungen der letzten Jahre.
Jahr
Preisträger/in
Fachgebiet
Hochschule